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(23.07.23) Im Wortlaut : Das “Eckpunktepapier”  für die Krankenhausreform

Bun­des- und Län­derge­sund­heitsmin­is­ter haben sich am 10. Juli 2023 auf ein “Eck­punk­tepa­pi­er”  für die geplante Kranken­haus­re­form geeinigt. Auf Basis dieses  Eck­punk­tepa­piers wird in den kom­menden Monat­en ein Geset­zen­twurf aus­gear­beit­et wer­den. Wie doku­men­tieren das Papi­er hier im Wortlaut.

2023–07-10_BGM_Eckpunktepapier_Krankenhausreform

 

(09.07.23) Im Wortlaut : Stellungnahme von Dr. med. Axel Schoenian zu den Verlautbarungen des Geschäftsführers des Rettungsdienstes des Landkreises Aurich, M. Schäfer im Rahmen des Kreis-Betriebsausschusses Rettungsdienst am 15.06.

Am Fre­itag, 16.06.23 wurde in Artikeln in mehreren Zeitun­gen eine Stel­lung­nahme des Geschäfts­führers des Ret­tungs­di­enst des Land­kreis­es Aurich veröf­fentlicht, in der sug­geriert wurde, daß die offen­sichtlich für den 01.07.2023 geplante Stre­ichung der Grund­ver­sorgung am Kranken­haus Nor­den durch Verbesserun­gen im Ret­tungs­di­enst kom­pen­siert wer­den könnten.

Das ist sach­lich falsch!!

Der Ret­tungs­di­enst ist nicht ein­mal annäh­ernd in der Lage, die Schließung der Grund­ver­sorgung im Kranken­haus Nor­den zu kompensieren!

Ich kann das beurteilen, da ich ver­mut­lich mehr Erfahrun­gen habe, als jed­er der Entschei­dungsträger in Aurich. Ich kenne das Gesund­heitssys­tem aus vie­len Blickwinkeln:

  • Zivil­dienst im Ret­tungs­di­enst (20 Monate, Emden und Pew­sum, Aus­bil­dung  zumRettungssanitäter)
  • 7,5 Jahre Arbeit in Kranken­häusern (Innere Abteilung, Chirurgie; Facharzt für Innere Medizin)
  • Tätigkeit als Notarzt mit mehreren hun­dert Einsätzen
  • Tätigkeit als Hausarzt seit vie­len Jahren

Eine Stel­lung­nahme, in der die Prob­lematik ver­ständlich wird, kann ich nicht kurz hal­ten. Dann wäre der Inhalt unzure­ichend nachvol­lziehbar.  Die Stel­lung­nahme von Her­rn Mar­cel Schäfer vom Ord­nungsamt des Land­kreis­es Aurich soll für die Bevölkerung wohl vor allem beruhi­gend wirken. Sie geht jedoch nach allem, was ich bei mein­er täglichen Arbeit seit Jahren erlebe, völ­lig an der Real­ität vorbei:

(1)  Zunächst ein­mal ist es banale Real­ität, dass Ret­tungs­di­enst und Kranken­häuser zwei völ­lig unter­schiedliche Organ­i­sa­tio­nen mit unter­schiedlichen Auf­gaben sind. Bun­desweit gibt es bei­des flächen­deck­end, Kranken­häuser und Ret­tungs­di­enst – nir­gends übern­immt die eine Struk­tur die Auf­gabe der anderen, nur von Her­rn Schäfer / dem Land­kreis Aurich wird sug­geriert, der Ret­tungs­di­enst könne ern­sthaft zum Ersatz eines Kranken­haus­es beitragen.

Der Ret­tungs­di­enst ist dafür ver­ant­wortlich, bedrohliche Not­fälle rasch so erstzube­han­deln, dass keine unmit­tel­baren Fol­gen durch Unter­lassen entste­hen (z.B. bei Ver­dacht auf Knochen­bruch vor­läu­fig schienen / z.B. Kreis­laufüberwachung und ggf. Ein­greifen zur Sta­bil­isierung, z.B. mit Infu­sio­nen) und zum näch­sten geeigneten Kranken­haus zu trans­portieren. Eine defin­i­tive Stel­lung ein­er Diag­nose oder eine defin­i­tive Behand­lung vor Ort wird zum Beispiel vom Ret­tungs­di­enst grund­sät­zlich nicht durchge­führt. Fälle, die keine bedrohlichen Not­fälle sind, wer­den grund­sät­zlich nicht trans­portiert. Der Ret­tungs­di­enst übern­immt also bei weit­em nicht alle Trans­porte, die aus gesund­heitlichen Grün­den nötig sind.

Das Kranken­haus ist für die defin­i­tive Stel­lung der Diag­nose und die Behand­lung zuständig. Meist geschieht das im Rah­men eines sta­tionären Aufen­thaltes. Es ist jedoch bun­desweit üblich, dass auch ambu­lante Diag­nos­tik und Behand­lung durchge­führt wer­den – ein bekan­ntes Beispiel dafür sind die Chirur­gis­chen Ambu­lanzen in den Kranken­häusern, in denen auch ambu­lant unter anderem durch Rönt­ge­nun­ter­suchun­gen Knochen­brüche diag­nos­tiziert oder aus­geschlossen und eine Ver­sorgung zum Beispiel mit Gip­san­lage oder Naht ein­er Wunde regelmäßig durchge­führt werden.

Diese Struk­turen kön­nen sich nicht gegen­seit­ig erset­zen. Es gibt nur geringe Über­schnei­dun­gen der Tätigkeits­felder. Genau­so wenig kön­nen Hausarzt- oder Facharzt­prax­en oder Pflege­di­en­ste ein Kranken­haus erset­zen. Auch diese haben andere Auf­gaben und es gibt nur geringe Überschneidungen.

(2) Die Ret­tungs­di­enst- und Notarzt-Ver­sorgung ist bere­its jet­zt in der Umge­bung von Nor­den unzure­ichend und muss deshalb auch ohne Schließung in Nor­den unbe­d­ingt zeit­nah verbessert wer­den. Der Ret­tungs­di­enst hat aktuell selb­st zu viele Lück­en, als dass er dazu beitra­gen kön­nte, andere Lück­en zu stopfen:

-Der Notarzt­wa­gen in Nor­den ist in der let­zten Zeit öfters nicht beset­zt. Das habe ich aus mehreren Quellen erfahren. Der Notarzt wird in Nor­den – genau­so wie in den meis­ten Städten in Deutsch­land – zu einem großen Teil durch Kranken­hausärzte beset­zt. Das Herun­ter­fahren des Kranken­haus­es Nor­den ist der wahrschein­liche Grund, warum die Beset­zung in let­zter Zeit öfters nicht funk­tion­iert. Die Schließung der Grund­ver­sorgung in Nor­den wird die Sit­u­a­tion voraus­sichtlich nochmals deut­lich verschärfen.

-Im Juli 2022 haben Mitar­bei­t­erIn­nen aus dem Ret­tungs­di­enst des Land­kreis Aurich anonym eine Über­las­tungs-Mit­teilung an die Presse gegeben, die auch an mehreren Stellen veröf­fentlicht wurde. Inzwis­chen hat der Land­kreis für Ruhe gesorgt. Es wirkt für mich jedoch nicht so, als seien die Prob­leme abgestellt. Genau wie im Juli 2022 wirkt die Leitung des Ret­tungs­di­en­stes inkom­pe­tent und hat offen­sichtlich zu viel Ent­fer­nung von den MitarbeiterInnen.

(https://www.on-online.de/artikel/1259817/Schwere-Vorwuerfe-gegen-Rettungsdienst-Leitung ;

https://www.oz-online.de/artikel/1260791/Total-ueberlastet-Vorwuerfe-gegen-Auricher-Rettungsdienst ;

https://www.reddit.com/r/blaulicht/comments/vrdjqc/anonymer_brief_sorgt_f%C3%BCr_aufsehen_total/  )

Zwei Beispiele für die unzure­ichende Ver­sorgung aus den let­zten Wochen aus mein­er täglichen Arbeit:

(a)  In meinem let­zten hausärztlichen Bere­itschafts­di­enst im Altkreis Nor­den im Mai 2023 musste ich zu ein­er knapp 60-jähri­gen, übergewichti­gen (> 150 kg) Pati­entin mit mehreren chro­nis­chen Krankheit­en. Es war ein Sam­stag, ich war um ca. 11 Uhr bei der Pati­entin, nach­dem Ange­hörige die 116117 angerufen hat­ten. Die Frau hat­te schon die ganze Nacht auf dem Sofa sitzend ver­bracht, weil sie vor Schmerz nicht auf­ste­hen kon­nte, nach­dem sich ihr Zus­tand in den let­zten Tagen und Wochen kon­tinuier­lich ver­schlechtert hat­te. Ich kon­nte die Ursache der Beschw­er­den nicht sich­er vor Ort fest­stellen. Die Pati­entin musste zur Diag­nos­tik und Ther­a­pie ins Kranken­haus. Deshalb habe ich den Ret­tungs­di­enst alarmiert, einen Ret­tungswa­gen mit ein­er aus­re­ichend großen Trage ange­fordert, nach Ein­tr­e­f­fen des Ret­tungswa­gens ein Schmerzmit­tel gespritzt und dann beim Umlagern vom Sofa auf die Trage geholfen, so dass die Pati­entin ins Kranken­haus trans­portiert wer­den konnte.

In der Wartezeit auf den Ret­tungs­di­enst habe ich von der Pati­entin und den Ange­höri­gen erfahren, dass sie den Ret­tungs­di­enst am sel­ben Tag schon ein­mal angerufen hat­ten, der Ret­tungswa­gen sei um 7:30 bere­its dagewe­sen. Das Per­son­al kon­nte die Pati­entin jedoch vor Schmerz nicht auf die Trage bekom­men. Ein Notarzt, der dann nor­maler­weise eine Schmerzspritze verabre­ichen müsste, sei nicht ver­füg­bar gewe­sen. Daraufhin sei der Ret­tungswa­gen wieder abge­zo­gen mit dem Hin­weis, die Ange­höri­gen soll­ten die 116117 anrufen, damit der hausärztliche Bere­itschafts­di­enst kom­men könne, um der Pati­entin eine Schmerzspritze zu verabreichen.

Auch am Vortag hat­te die Pati­entin den Ret­tungs­di­enst bere­its schon ein­mal angerufen. Da sei sie aber am Tele­fon abgewim­melt wor­den. Offen­sichtlich hat­te sie es nicht geschafft, ihre Lage so drama­tisch zu schildern, dass die Leit­stelle einen Ret­tungswa­gen zu ihr geschickt hätte.

Die verzögerte Diag­nos­tik und Behand­lung haben für die Pati­entin zur Folge gehabt, dass sie Stun­den – eigentlich sog­ar einen Tag mit Schmerzen hil­f­los in ihrer Lage bleiben musste. Ob sie dadurch auch dauer­hafte gesund­heitliche Schä­den behält, ist mir nicht bekan­nt. Das ist jedoch gut möglich.

(b)     Ein­er mein­er Patien­ten, dessen Ehe­frau im Juni 2023 ver­stor­ben ist, berichtet mir: um ca. 18 Uhr sei seine ohne­hin kranke Frau abends im Bett plöt­zlich nicht mehr ansprech­bar gewe­sen, war im Bett zusam­menge­sackt, hat­te dabei fraglich auch etwas gekrampft. Er hat die 112 angerufen. Nach gut ½ Stunde – evtl. seien es sog­ar 45 Minuten gewe­sen – sei ein Ret­tungswa­gen gekom­men, ein Notarzt sei nicht dabei gewe­sen. Seine Frau wurde in den Ret­tungswa­gen geladen. Der Blut­druck sei bei 80/40 gewe­sen. Dann wurde aus dem Ret­tungswa­gen tele­foniert und offen­sichtlich zunächst kein freies Kranken­haus­bett in akzept­abler Ent­fer­nung gefun­den. Deshalb sei der Ret­tungswa­gen zunächst nach Nor­den gefahren. Um 20 Uhr habe er einen Anruf aus Nor­den bekom­men, seine Frau sei halb­wegs wach und würde jet­zt nach Aurich ver­legt, weil woan­ders kein Platz sei. Der näch­ste Anruf kam aus der Notauf­nahme Aurich, dort würde seine Frau wegen Herzstill­stand ger­ade rea­n­imiert, es bestünde wenig Hoff­nung. Nach ein­er weit­eren hal­ben Stunde kam dann die tele­fonis­che Nachricht, dass seine Ehe­frau ver­stor­ben sei.

An den Beispie­len lässt sich erken­nen, dass

  • der Ret­tungs­di­enst nicht jeden Patien­ten, der sich in Not fühlt, ins Kranken­haus bringt – auch wenn sich im Ver­lauf her­ausstellt, dass es ein Not­fall ist
  • ch auch in den let­zten Wochen Fälle erlebt habe, in denen das Ret­tungs­di­enst- und Notarzt­sys­tem über­fordert waren
  • fehlende Kranken­hauska­paz­itäten vom Ret­tungs­di­enst nicht aus­geglichen wer­den können.

Der Ret­tungs­di­enst und das Notarzt­sys­tem müssen verbessert wer­den, darin stimme ich mit der Leitung des Ret­tungs­di­en­stes übere­in. Der Land­kreis hat drin­gend daran zu arbeit­en, dass der Ret­tungs­di­enst seine Auf­gaben in ein­er aus­re­ichen­den Qual­ität wahrnehmen kann – das kann mit ein­er Grund­ver­sorgung im Kranken­haus Nor­den wahrschein­lich bess­er gewährleis­tet wer­den, als nach ein­er Zer­störung der Grund­ver­sorgung. Der Ret­tungs­di­enst hat aktuell offen­sichtlich sel­ber Prob­leme und ist nicht in der Lage, zu ein­er Kom­pen­sa­tion der Defizite in der Grund­ver­sorgung durch Kranken­häuser beizutragen.

 

(3)  Der Ret­tungs­di­enst erset­zt nicht ein Krankenhaus:

Regelmäßig vork­om­mende Beispiele für „kleine Not­fälle“, die jedoch auch wichtig sind:

  • Schnit­twunde beim Grillen am Abend oder bei der Garte­nar­beit am Sam­stag, wenn also keine chirur­gis­che Prax­is geöffnet ist – das ist kein Fall für den Ret­tungs­di­enst. Voraus­sichtlich wird das in Nor­den kein­er mehr nähen, wenn die Grund­ver­sorgung vom Land­kreis Aurich zer­stört wor­den ist. Für den Trans­port nicht bedrohlich­er Not­fälle ist der Ret­tungs­di­enst nicht zuständig.                                                                              Ein Taxi nach Aurich oder Emden kostet inclu­sive Rück­fahrt von Nor­den aus sicher­lich 150,-€. Dieses Geld hat nicht jed­er Mit­bürg­er ein­fach so in der Geld­börse, einige haben dieses Geld wirk­lich nicht übrig. Bei ambu­lanten Behand­lun­gen übernehmen die Krankenkassen diese Kosten regelmäßig nicht (nur ab Pflege­grad 3 bzw. Behin­derte­nausweis mit Merkze­ichen aG, H oder Bl, das ist bei der über­wiegen­den Mehrzahl der Patien­ten nicht der Fall)
  • Ein Bewohn­er eines der vie­len Heime in Nor­den und Umge­bung stürzt abends aus dem Bett – die näch­ste Gele­gen­heit für Rönt­gen und Auss­chluss oder Bestä­ti­gung eines Knochen­bruch­es wird dann voraus­sichtlich in Aurich oder Emden sein.
  • Tourist stürzt im Hafen in Nord­de­ich, hat eine Schwellung am Handge­lenk – auch für ihn wird bei Stre­ichung der Grund­ver­sorgung in Nor­den gel­ten: Rönt­gen und ggf. Behand­lung voraus­sichtlich nicht näher als in Emden oder Aurich, zumin­d­est außer­halb der Praxisöffnungszeiten

Bish­er find­en die Ver­sorgung von Wun­den, das Rönt­gen zum Auss­chluss oder zur Bestä­ti­gung von Knochen­brüchen und die Behand­lung ein­er Frak­tur mit Gips oder Oper­a­tion durchge­hend Tag und Nacht im Kranken­haus in Nor­den statt. Die Wege zur Diag­nos­tik und Ther­a­pie solch­er „klein­er Not­fälle“ wer­den für zehn­tausende Ein­wohn­er unver­hält­nis­mäßig weit (51 000, die dann mehr als 30 Autominuten vom näch­sten Kranken­haus der Grund­ver­sorgung ent­fer­nt leben, ca. 70 000 Ein­wohn­er im Einzugs­bere­ich von Nor­den, dabei nicht mit­gezählt sind Touris­ten mit allein in der Stadt Nor­den ca. 2 000 000 (2 Mil­lio­nen) Über­nach­tun­gen im Jahr).

(4)  Oft ist es schw­er, einen Not­fall als solchen zu erken­nen. Bei unklaren Symp­tomen ist eine kom­pe­tente, nieder­schwellige und ort­sna­he Abklärung unbe­d­ingt nötig. Also ein Kranken­haus mit Grund­ver­sorgung vor Ort:

  • Dass der Ret­tungs­di­enst sich­er die Schla­gan­fälle nach Emden und die Herz­in­fark­te nach Aurich bringt ist sach­lich falsch. Oft ist wed­er dem Patien­ten selb­st noch Ange­höri­gen oder dem Ret­tungs­di­enst klar, welche Erkrankung ein Men­sch mit Beschw­er­den let­ztlich hat. Diese müssen zunächst diag­nos­tisch ein­ge­ord­net wer­den. Dafür sind regelmäßig Kranken­hausstruk­turen der Grund­ver­sorgung nötig und aus­re­ichend. Diese Beschw­er­den kann der Ret­tungs­di­enst oder ein Notarzt in vie­len Fällen nicht defin­i­tiv vor ein­er Diag­nos­tik im Kranken­haus abklären. Zudem sind die entsprechen­den Fach­abteilun­gen wie zum Beispiel Kar­di­olo­gie in Aurich oder die „Stroke unit“ in Emden öfters abgemeldet und kön­nen nicht aufnehmen.                                                                       Ein Beispiel: wenn man z.B. Wass­er im Bein oder Luft­not bei Belas­tung hat. Hin­ter diesen Beschw­er­den kön­nen Herz­schwäche / Throm­bose / Lun­genem­bolie / Herz­in­farkt, aber auch ganz harm­lose Dinge steck­en. Dafür mit dem Taxi nach Emden oder Aurich zu fahren, da stun­den­lang in der Auf­nahme zu sitzen und hin­ter­her auf den Taxikosten sitzen­zubleiben, dürfte in Zukun­ft regelmäßig Mit­bürg­er aus der Umge­gend von Nor­den davon abhal­ten, unklare, aber poten­tiell lebens­bedrohliche Beschw­er­den orts- und zeit­nah kom­pe­tent abklären zu lassen.

  •  Eine mein­er ersten Lehren als Assis­ten­zarzt in ein­er internistis­chen Kranken­haus-Abteilung bere­its 1996 war: ein Patient, der mit Notarzt und Alarm ins Kranken­haus kommt, hat häu­fig keinen Herz­in­farkt. Der Patient, der zu Fuß auf Drän­gen der Ehe­frau kommt, weil er ständig Luft­not hat, der aber eigentlich gar nicht ins Kranken­haus will, muss ernst genom­men wer­den: der hat oft wirk­lich etwas Ern­stes – zum Beispiel einen Infarkt.
  • Ein konkretes Beispiel aus mein­er Fam­i­lie vor eini­gen Jahren:  Eine Ange­hörige von mir hat mich angerufen (ich habe damals 250 km ent­fer­nt gewohnt) und meinte, dass es ihrem 60-jähri­gen Ehe­mann nicht so gut gehe. Der meinte, er hätte „Kitzeln in der Brust“. Er über­set­zt das plattdeutsche „Kellen“ (wie bei Kuuskellen) offen­sichtlich etwas unge­nau mit Kitzeln („kit­zliges Gefühl beim Zah­narzt“). Ich habe dem Ehep­aar deshalb emp­fohlen, nach Nor­den ins Kranken­haus zu fahren. Dort wurde ein Hin­ter­wand­in­farkt diag­nos­tiziert, danach Herzka­theter in Leer und Stent in Old­en­burg. Der Ret­tungs­di­enst hätte ihn mit „Kitzeln in der Brust“ wahrschein­lich nicht ins Kranken­haus mitgenom­men. Solche unklaren und etwas knif­fli­gen Sit­u­a­tio­nen sind bedeu­tend häu­figer, als Sit­u­a­tio­nen, in denen von vorn­here­in alles klar ist – wie uns die Ver­ant­wortlichen des Land­kreis­es weis­machen wollen.

(5) Die  Ver­ant­wortlichen und Entschei­dungsträger reduzieren in ihrer Argu­men­ta­tion regelmäßig die Not­fal­lver­sorgung auf die Ver­sorgung von Herz­in­fark­ten (mit Ret­tungs­di­enst zur Kar­di­olo­gie im Kranken­haus Aurich) und Schla­gan­fällen (mit Ret­tungs­di­enst zur Schla­gan­fall-Ein­heit = Stroke-Unit im Kranken­haus Emden). Das entspricht bei weit­em nicht der Realität:

  • Die meis­ten medi­zinis­chen Fälle / Kranken­haus­fälle / Not­fälle sind eben nicht diese bei­den Erkrankun­gen. Das kann man zum Beispiel daran sehen, dass im Kranken­haus Emden die Stroke unit lediglich 10 von 350 Bet­ten aus­macht, das sind knapp 3% der Betten.
  • Tat­säch­lich sind viele Fälle knif­fliger: die Diag­nose wird erst im Kranken­haus gestellt, die Ein­liefer­ung erfol­gt allen­falls mit ein­er Ver­dachts­di­ag­nose, oft auch nur wegen unspez­i­fis­ch­er Symp­tome („unklares Fieber“, „unklare Bauch­schmerzen“ usw.). Bei der Frau unter Punkt 2), 1. Beispiel habe ich übri­gens eine Nieren­beck­e­nentzün­dung, evtl. mit Urosep­sis (also Blutvergif­tung) bei vorbeste­hen­dem Dia­betes mel­li­tus und sicher­lich auch Ver­schleiß an eini­gen Gelenken, z.B. den Hüft­ge­lenken, für eine wahrschein­liche Diag­nose gehalten.

  • Für viele dieser Fälle und für viele nicht ein­deutig lebens­bedrohliche Not­fälle (wie eine Schnit­twunde an der Hand) ist der Ret­tungs­di­enst nicht zuständig. Somit kann der Ret­tungs­di­enst vielle­icht ein wenig zur Kom­pen­sa­tion ein­er Schließung der Grund­ver­sorgung beitra­gen. In der Öffentlichkeit­sar­beit wer­den diese Möglichkeit­en des Ret­tungs­di­en­stes jedoch drama­tisch überbewertet.

 

(6)  Der langjährige Träger des Kranken­haus­es in Nor­den, der Land­kreis Aurich bzw. jet­zt die Trägerge­sellschaft agieren seit Jahrzehnten

  • intrans­par­ent
  • mit Ver­sprechun­gen, die nicht einge­hal­ten werden
  • mit ein­er Ver­schlechterung der Gesund­heitsver­sorgung ent­ge­gen ander­slau­t­en­der Zusagen
  • fach­lich und handw­erk­lich inkompetent
  • mit unzure­ichen­der Abstim­mung mit den anderen Leis­tungser­bringern im
  • Gesund­heitswe­sen

Ver­mut­lich ist die Stel­lung­nahme von Her­rn Schäfer am ehesten in diesem Zusam­men­hang zu sehen. Aktuelle Beispiele dazu:

  • Meine hausärztliche Prax­is, die im Einzugs­bere­ich des Kranken­haus­es Nor­den liegt,ist offiziell noch nicht über die Änderun­gen in der Ver­sorgung durch das Norder Kranken­haus informiert wor­den. Meine Infor­ma­tio­nen beziehe ich aus der Zeitung, von meinen Patien­ten und über meine informellen Kon­tak­te mit anderen niederge­lasse­nen ÄrztIn­nen und Krankenhaus-MitarbeiterInnen.Diese „nicht-Infor­ma­tion“ ist beim Kranken­haus­träger seit vie­len Jahren üblich: bei pos­i­tiv­en Verän­derun­gen wird offen­siv informiert, Stre­ichun­gen wer­den nicht mit­geteilt. So wurde vor eini­gen Wochen in einem Brief an jede Arzt­prax­is sowie in der hiesi­gen Tageszeitung angekündigt, dass ein kar­di­ol­o­gis­ch­er Ober­arzt aus Aurich 2 Vor­mit­tage in der Woche eine zusät­zliche Sprech­stunde in Nor­den abhal­ten werde. Dass das jet­zt tat­säch­lich nicht passiert – wahrschein­lich aus abrech­nung­stech­nis­chen Grün­den – habe ich nur über informelle Quellen erfahren.
  • In sein­er Stel­lung­nahme sagt Herr Schäfer zu, dass der Ret­tungs­di­enst sich auf diev­erän­derte Sit­u­a­tion mit der Schließung der Grund­ver­sorgung am Kranken­haus Nor­den ein­stellen werde. Das wirkt, als sei der Ret­tungs­di­enst selb­st durch die Entwick­lung über­rascht wor­den – was ich für recht wahrschein­lich halte. Eine nach­haltige Pla­nung funk­tion­iert anders.
  • In ein­er Kreistagssitzung, in der es um die Schließung der Grund­ver­sorgung am Kranken­haus­stan­dort Nor­den ging, kündigte Herr Schäfer an, dass es ein­fach sei, kurzfristig zusät­zliche Ret­tungs­fahrzeuge und Per­son­al zu akquiri­eren. Bei den grund­sät­zlichen Liefer­schwierigkeit­en für Kraft­fahrzeuge in den let­zten Monat­en halte ich diese Bew­er­tung zumin­d­est bei den Fahrzeu­gen für wenig real­is­tisch. Bei ein­er funk­tion­ieren­den Zusam­me­nar­beit der die Gesund­heitsver­sorgung pla­nen­den Stellen wäre ein Auf­s­tock­en des Ret­tungs­di­en­stes bere­its im Vor­feld selb­stver­ständlich gewesen.
  • Das Herun­ter­fahren der Grund­ver­sorgung mit Stre­ichung der ärztlichen Not­fal­lver­sorgung am Woch­enende und nachts im Kranken­haus Nor­den geschieht zeit­gle­ich mit der touris­tis­chen Hoch­sai­son (Som­mer­fe­rien in Nor­drhein-West­falen 22.06.–04.08) und Straßen­bauar­beit­en mit Vollsper­rung der B72 von Osteel nach Marien­hafe („der“ Haupt­straße von der Stadt Nor­den Rich­tung Süden und zu qua­si jed­er anderen Stadt; Sper­rung ab 12.06. bis aktuell voraus­sichtlich 13.7.) und somit ein­er drastis­chen Ver­schlechterung der Erre­ich­barkeit der Alter­na­tiv-Kranken­häuser in Emden und Aurich. Auf den Umleitungsstreck­en kommt es regelmäßig zu Staus. Auch das ist ein drastis­ches Beispiel für die handw­erk­lich schlechte Umset­zung. Wenn über­haupt hätte die Stre­ichung der Grund­ver­sorgung außer­halb der touris­tis­chen Sai­son und ohne zeit­gle­iche Vollsper­rung der Verbindung zu den Alter­na­tivkranken­häusern erfol­gen müssen.
  • Ein drastis­ches Beispiel für nicht einge­hal­tene Ver­sprechen ist die regelmäßig­wieder­holte Zusage aller beteiligter Poli­tik­er und der Ver­wal­tung, dass die Grund­ver­sorgung an allen drei Kranken­haus­stan­dorten (Nor­den, Emden, Aurich) erhal­ten werde, bis die Zen­tralk­linik arbeit­et und es eine geord­nete Über­führung in die Zen­tralk­linik geben werde. Dies ist eine Zusage, die in ekla­tan­ter Weise jet­zt nicht einge­hal­ten wird: Die Kranken­haus-Grund­ver­sorgung wird aktuell auf das Niveau eines regionalen Gesund­heit­szen­trums reduziert. Aktuell heißt es, der Baube­ginn der Zen­tralk­linik solle 2024 sein – Eröff­nung nicht vor 2028.

Diese Beispiele bele­gen die Unzu­ver­läs­sigkeit der Plan­er im Land­kreis Aurich und in der Trägerge­sellschaft. Mir ist nicht klar, ob dieses Ver­hal­ten allein durch Inkom­pe­tenz zu erk­lären ist oder ob hier Schä­den an der Gesund­heit der Bürg­er und Touris­ten im Altkreis Nor­den bil­li­gend in Kauf genom­men werden.

Ich bin ent­täuscht davon, dass der Land­kreis Aurich ständig ver­sucht, die Bevölkerung lediglich zu beruhi­gen, anstatt sich um die medi­zinis­che Ver­sorgung zu küm­mern, wie es seine Auf­gabe ist.

(7) Der Ret­tungs­di­enst wird ist im Land­kreis Aurich als Eigen­be­trieb des Land­kreis­es organ­isiert. Er ist also keine for­mal unab­hängige Organ­i­sa­tion wie der Ret­tungs­di­enst in Emden (Träger: DRK) oder in den meis­ten nor­drhein-west­fälis­chen Kom­munen (Träger: Feuer­wehr). Der krei­seigene Ret­tungs­di­enst ist also nicht nur an ein­er qual­i­ta­tiv hochw­er­ti­gen Not­fal­lver­sorgung inter­essiert – er ist auch in den Struk­turen und Hier­ar­chien des Land­kreis­es Aurich gefan­gen. Es ist sehr wahrschein­lich, dass in ein­er Sit­u­a­tion, in der sich größere Anteile der Bevölkerung gegen die vom Land­kreis ini­ti­ierten Schließung der Grund­ver­sorgung wehren, die Stel­lung­nahme ger­ade zu diesem Zeit­punkt nicht aus eigen­em Antrieb, son­dern auf Weisung des Land­kreis­es in sein­er Funk­tion als Kranken­haus­träger erfolgt.

Die Stel­lung­nahme von Her­rn Schäfer ist somit am ehesten als Beruhi­gungspille für die Bevölkerung zu deuten – inhaltlich bewegt sie sich weitab der Real­ität. Der Ret­tungs­di­enst kann nicht den Weg­fall der Kranken­haus-Grund­ver­sorgung in Nor­den kom­pen­sieren. Vielmehr hält es der Land­kreis Aurich sicher­lich für unbe­d­ingt nötig, alle Reg­is­ter zu ziehen, um die aufge­brachte Bevölkerung zu beruhigen.

(8) Sit­u­a­tion 

Eine Stre­ichung der Grund­ver­sorgung am Stan­dort des Kranken­haus­es Nor­den ist nach meinen Erfahrun­gen gesund­heits- und lebens­ge­fährdend. Damit hät­ten mehr als 50 000 Ein­wohn­er + viele Touris­ten eine Ent­fer­nung von mehr als 30 Aut­o­fahrminuten zum näch­st­gele­ge­nen Kranken­haus mit ein­er Grund­ver­sorgung. Dadurch wer­den voraus­sichtlich in Zukun­ft regelmäßig lebens­ge­fährliche Erkrankun­gen gar nicht oder zu spät erkan­nt. Der Ret­tungs­di­enst ist nicht in der Lage, die Stre­ichung der Grund­ver­sorgung zu kompensieren.

Im Einzel­nen zusammengefasst:

  •  der Ret­tungs­di­enst /Notarztdienst funk­tion­iert aktuell nicht aus­re­ichend gut
  • mit Schließung der Grund­ver­sorgung in Nor­den wird die Beset­zung des Notarzt­wa­gens nochmals schwieriger werden
  • -auch ein per­fek­ter Ret­tungs­di­enst mit Notarzt kön­nen die Schließung ein­er Grund­ver­sorgung bei weit­em nicht ersetzen
  • ein RGZ statt ein­er Grund­ver­sorgung mit so wenig medi­zinis­ch­er Infra­struk­tur, wie aktuell in Nor­den, erhöht das Risiko für Gesund­heitss­chä­den erhöhen und kann lebens­bedrohlich sein
  • Wie soll man glauben, dass der Land­kreis beim Ret­tungs­di­enst irgendwelche Zusagen ein­hält, wenn er das Ver­sprechen, eine Grund­ver­sorgung zu erhal­ten, bis die Zen­tralk­linik in Georgsheil den Betrieb aufn­immt, nicht einhält?
  • Der Land­kreis und die Trägerge­sellschaft agieren wieder­holt und auf vie­len Ebe­nen unsen­si­bel (Schließung der Grund­ver­sorgung bei Unzulänglichkeit­en im RD /NA), zeit­gle­ich mit Baustelle der B 72 in Osteel /Marienhafe, zeit­gle­ich mit touris­tis­ch­er Hoch­sai­son), intrans­par­ent (bish­er keine Infos an Niederge­lassene zur Abstim­mung), keine Koop­er­a­tion mit der Kassenärztlichen Vere­ini­gung im Vorfeld.
  • Auch intern keine Abstim­mung: der Ret­tungs­di­enst ist nicht vor­bere­it­et, die jet­zt von­Her­rn Schäfer ver­sproch­enen zusät­zlichen Fahrzeuge hät­ten längst bestellt wer­den können
  • Fach­liche Inkom­pe­tenz :   Leitung schafft es so schon nicht, RD / NA auf Stand zu halten-

Ich bin entset­zt über die Leitung seit Jahren:  Ständig erlebe ich unser­iös­es Ver­hal­ten, aktuell stellt Herr Schäfer die Real­ität grob vere­in­fachend dar. Er hat das Ziel, die Bevölkerung zu beruhi­gen. Die Annah­men sind völ­lig unre­al­is­tisch.  Eine Pla­nung der Gesund­heitsver­sorgung ist seit Jahren nicht wirk­lich vorhan­den – nur Pla­nung von Kürzun­gen von allem, was nicht in der Stadt Aurich ist.

(9) Forderun­gen

Es ist zu fordern, das Kranken­haus Nor­den in der Inneren Medi­zin und der Chirurgie wieder aufzubauen, min­destens auf den Stand von vor 2020. Also mit voller Weit­er­bil­dungser­mäch­ti­gung Innere Medi­zin und Gas­troen­terolo­gie sowie ein­er Chirurgie, die gute Kom­pe­ten­zen in Unfallchirurgie und All­ge­mein-/ Bauchchirurgie hat. Ein Verbleiben auf dem Stand von Anfang 2023 ist wirtschaftlich und medi­zinisch unzure­ichend und riskant – das ist das einzige, worin ich dem Geschäfts­führer der Trägerge­sellschaft, Her­rn Bal­ster zustimme.

Ich fordere den Land­kreis Aurich dazu auf, keine neuen Ver­sprechun­gen zu machen, die er dann wahrschein­lich auch nicht hal­ten wird. Zunächst muss er das Ver­sprechen ein­lösen, die Grund­ver­sorgung an allen 3 Stan­dorten (Nor­den, Emden und Aurich) aufrechtzuer­hal­ten, bis die Zen­tralk­linik arbeitet.

Benötigt wer­den Struk­turen in Norden

  • vor Ort
  • nieder­schwellig erreichbar
  • durchge­hend (24/7) geöffnet
  • mit kom­pe­ten­ter Diag­nos­tik (mit Fach­wis­sen und Infra­struk­tur, u.a. Labor, Rönt­gen, CT, Sono­grafie, Echokar­dio­grafie, Dopplersonografie)
  • Behand­lung (z.B. Gips, Naht)

Am ein­fach­sten ist das sicher­lich mit einem Kranken­haus der Grund­ver­sorgung zu real­isieren. Genau das wurde von den ver­ant­wortlichen Stellen auch immer zuge­sagt – bis zum Betrieb ein­er Zentralklink.

Eine Kürzung auf das Niveau eines RGZ ist nicht in der Lage, diese Leis­tun­gen zu erbringen.

Um Wirtschaftlichkeit mit ein­er guten medi­zinis­chen Ver­sorgung zu verbinden, ist es wahrschein­lich am sin­nvoll­sten, bis zur Eröff­nung der Zen­tralk­linik im Sinne der Empfehlun­gen des Bre­de­horst-Gutacht­ens zu han­deln: mit ein­er Grund­ver­sorgung in Nor­den, Emden und Aurich sowie ein­er medi­zinisch sin­nvollen und einiger­maßen gle­ich­mäßige Verteilung von Schw­er­punk­ten wie zum Beispiel orthopädis­che Chirurgie / Bauchchirurgie / Tho­rax­chirurgie auf die 3 Stan­dorte, so dass jed­er Stan­dort funk­tions- und lebens­fähig ist.

 

 

 

(14.6.23)  Krankenhausreform : Auswirkungen auf die flächendeckende Grundversorgung : Zahlen, Daten, Fakten aus Bayern

Wie sich die bun­desweite Ökonomisierung der Kranken­häuser und die  bevorste­hende Klinikre­form  konkret auf Kranken­häuser der ländliche Grund- und Regelver­sorgung auswirkt, hat das Bünd­nis Klinikret­tung in ein­er Zeitungs­beilage für Bay­ern doku­men­tiert. Unter dem Titel    “Kranken­haus­re­form — Bay­ern dro­ht Kahlschlag ” wer­den Ursachen und Auswirkun­gen beschrieben. Vieles ist iden­tisch mit der Sit­u­a­tion in unser­er Region. Aus diesem Grund emp­fiehlt der Fördervere­in die Lektüre !

(1.4.2023) Erstes niedersächsisches Regionales Gesundheitszentrum (RGZ)  in Ankum gestartet : Wie man das Eliminieren eines Landkrankenhauses zugunsten von Arztpraxen schönredet

Ein ländlich­es Kranken­haus mit allen Grund­ver­sorungsabteilun­gen wird geschlossen. Über die Namensge­bung(!) wird sug­geriert, es han­dle sich auch nach der Schließung noch um das „Marienhos­pi­tal“. Jedoch : In diesem „Hos­pi­tal“ wird ab jet­zt etwas gän­zlich anderes ange­boten : näm­lich ärztliche Ver­sorgung in drei Facharzt­prax­en mit ins­ge­samt fünf Kassenärzten, dazu zukün­ftig ein­er gas­troen­terol­o­gis­chen Arzt­prax­is. Statt der weg­fal­l­en­den Gynäkolo­gie soll es ein  „Prax­is­team am Stan­dort“ geben (zu einem späteren Zeit­punkt – bis­lang Absicht­serk­lärung), dazu sollen zwei neue sta­tionäre Pflegeange­bote für länger pflegebedürftige Patien­ten kom­men, die nicht mehr in einem Kranken­haus bleiben kön­nen oder keine Pflege zuhause haben.

Zum Start ste­hen fünf Fachärzte in der Inneren Medi­zin, der Chirurgie und der Orthopädie zur Ver­fü­gung: Dr. Ulrich Mar­tin (MVZ Innere Medi­zin), Dr. Christoph Bartsch (MVZ Chirurgie), Rachid Ben Kar­bach (Diplome de Doc­tor­at en Medecine / Univ. Mar­rakech)  im MVZ Chirurgie, Jan­nis Kan­tis (MVZ Orthopädie) und Nid­hin Kizhakkumtha­la (MVZ Orthopädie). Ein sech­ster Kassen­sitz für die Fachrich­tung Gas­troen­terolo­gie wird in Kürze beset­zt. Bis dahin wer­den gas­troen­terol­o­gis­che Unter­suchun­gen wie zum Beispiel Darm- oder Magen­spiegelun­gen über Fachärzte des Geschwis­terkranken­haus­es, Franziskus-Hos­pi­tal Hard­er­berg gewährleistet.“ 

Die Belegk­linik der Gynäkolo­gie und Geburtshil­fe ist bis zum Wech­sel nach Quak­en­brück (voraus­sichtlich im Juli) rund um die Uhr geöffnet. Dazu gehört auch eine durchge­hende Bere­itschaft der Anäs­the­sie für mögliche Kaiser­schnitte sowie eine ständi­ge Bere­itschaft der Inten­sivmedi­zin. Auch nach dem Wech­sel der Klinik nach Quak­en­brück wird ein gynäkol­o­gis­ches Prax­is­team am Stan­dort Ankum aktiv sein.“

Neu aufge­baut wer­den aktuell zwei Pflegeange­bote: Im Mai startet eine Langzeit­in­ten­sivpflege im Marien­hos­pi­tal Ankum-Bersen­brück. Die Mitar­bei­t­en­den wer­den dann die Pflege von zum Beispiel beat­mungspflichti­gen Per­so­n­en übernehmen: 17 Bewohn­er kön­nen rund um die Uhr voll­sta­tionär pflegerisch im Regionalen Gesund­heit­szen­trum ver­sorgt wer­den. In ein­er weit­eren geplanten Pflegeein­rich­tung kön­nen ab Juli Pflegebedürftige bis max­i­mal acht Wochen eine voll­sta­tionäre Betreu­ung in Anspruch nehmen. Das Kurzzeitpflegeange­bot richtet sich an Patien­ten, die sich nach einem Kranken­hausaufen­thalt noch nicht zu Hause ver­sor­gen kön­nen oder an Patien­ten, bei denen eine Pflege zu Hause zeitweise über­brückt wer­den muss.“

Der nieder­säch­sis­che Gesund­heitsmin­is­ter  Philip­pi wird wie fol­gt zitiert : „Für die Bürg­erin­nen und Bürg­er Ankums und Umge­bung ist das RGZ ein wohnort­na­h­es und gle­ichzeit­ig qual­i­ta­tiv hochw­er­tiges Zen­trum mod­ern­ster medi­zinis­ch­er Grundversorgung“.

Was der Min­is­ter hier sagt, erfüllt den Tatbe­stand rein­ster Schön­fär­berei. Er lobt das RGZ als „genau passende“ Lösung für alle möglichen schlag­wor­tar­tig angeris­se­nen „Prob­leme“. Hin­ter den hohlen Wer­be­textbausteinen mit ver­rä­ter­ischen Superla­tiv­en lassen sich keine greif­baren, klar umris­se­nen realen Leis­tun­gen aus­machen. Es sind Appelle an die Bürg­er, sich etwas Gutes darunter vorzustellen. “Wohnort­nah“, klingt gut, aber welche Leis­tun­gen find­et in der Nähe des Wohnorts denn noch statt ? Ein „qual­i­ta­tiv hochw­er­tiges Zen­trum“ soll das RGZ sein. Klingt nach drei Plus­punk­ten- aber welche Vorteile durch diese diese Zen­tral­isierung zu erwarten? Wie und wodurch wird die Qual­ität der Medi­zin verbessert, und inwiefern wird sie damit „hochwertig(er)“? Noch ein  Superla­tiv : es wird „mod­ern­ste“ Grund­ver­sorgung  geboten. Die „Grund­ver­sorgung“ ist bekan­ntlich ein „entlehn­ter“ Begriff aus der Beschrei­bung bzw, ein­er Tax­onomie von Kliniken. Warum reicht nicht eine “mod­erne”, oder den Behand­lungs­fällen ein­fach angemessen Grund­ver­sorgung? Hin­ter diesem hohlen Werbe­sprech ste­ht eine hand­feste Umdeu­tung dessen, was bish­er unter “Grund­ver­sorgung” ver­standen wird. Die “mod­ern­ste” Grund­ver­sorung kommt — anders als bish­er — ohne klas­sis­che sta­tionäre Leis­tun­gen wie Notall­be­hand­lung, Chirurgie und Innere Medzin aus. Die Arzt­prax­en mit Beleg­bet­ten und  Pfleges­ta­tion, die hier in Zukun­ft bere­it­ge­hal­ten wer­den, sollen laut Wort des Sozialmin­is­ters ab sofort als das Non­plusul­tra dessen gelten,was der Bürg­er unter „Grund­ver­sorgung“ erwarten darf.

Hin­ter dem Schlag­wort vom Mega­trend “Ambu­lan­tisierung”  ste­ht dabei ein ganz sim­ples wirtschaftlich­es Inter­esse an ein­er radikalen Kostensenkung durch das Ein­schränken von Ange­boten der Sta­tionären Ver­sorgung. Die Ange­bote der kleinen Kliniken  wer­den als “wirtschaftlich nicht (mehr) betreib­bar” gebrand­markt, die Abteilun­gen sollen an großen zen­tralen Kranken­häusern konzen­tri­ert wer­den. Am Stan­dort der ehe­ma­li­gen Kliniken verbleiben dann im Wesentlichen nur noch Ange­bote, die eben­sogut von niederge­lasse­nen Arzt­prax­en bzw. Ver­bün­den solch­er Prax­en erbracht wer­den können.

Was wird im RGZ  einem Not­fall­pa­tien­ten angeboten ?

Was tun bei einem Not­fall? Die Notauf­nahme des Marien­hos­pi­tals Ankum-Bersen­brück wird am Fre­itag, den 31. März um 16 Uhr schließen. Die Facharzt­prax­en des Marien­hos­pi­tals behan­deln während der Öff­nungszeit­en auch kün­ftig ambu­lante Not­fälle.Bei einem lebens­bedrohlichen Not­fall gilt es, unmit­tel­bar die112 zu wählen. Der Ret­tungs­di­enst entschei­det wie bish­er je nach Krankheits­bild und Ver­füg­barkeit, welch­es Kranken­haus ange­fahren wird. Unter 116117 bekom­men Men­schen außer­halb der Sprech­stun­den­zeit­en Hil­fe bei Erkrankun­gen, mit denen sie son­st in eine Prax­is gehen wür­den und deren Behand­lung nicht bis zum näch­sten Tag warten kann.“

Faz­it : Ein Not­fall­pa­tient hat ausser­halb der Facharzt­prax­iszeit­en  zwis­chen einem Anruf der 112 und der  116117 zu wählen. Das ist das “Ange­bot” des RGZ.

Alle hier zitierten Aus­sagen aus : https://www.niels-stensen-kliniken.de/marienhospital-ankum-bersenbrueck/aktuelles/pressemitteilungen/artikel/ab-3-april-erstes-regionales-gesundheitszentrum-niedersachsens-oeffnet.html

(19.03.2023) aktuelle Pressemitteilung des Fördervereins

Abbau am Kranken­haus Nor­den geht weiter

Fördervere­in besorgt über aktuelle schlechte Gesundheitsversorgung

Die Sit­u­a­tion in den Kranken­häusern in Nor­den, Emden und Aurich ver­schärft sich. Uns sind inzwis­chen Fälle bekan­nt, in denen die Gesund­heit der Patien­ten gefährdet wird, in denen die Arbeits­be­din­gun­gen das Per­son­al krank machen und in denen Mitar­beit­er das Kranken­haus ver­lassen und sich Arbeit­ge­ber suchen, die mit ihnen bess­er umge­hen. Die Fälle betr­e­f­fen alle 3 Stan­dorte.“ sagte Dr. Axel Schön­ian. Beson­ders betrof­fen sei dabei der Stan­dort Nor­den, an dem der Land­kreis Aurich und die Trägerge­sellschaft bei weit­em am Meis­ten gekürzt hät­ten. Diese Verän­derun­gen waren nicht unauswe­ich­lich, son­dern seien gezielt vorgenom­men wor­den. Zum Beispiel seien die Fol­gen der Ver­set­zung des Che­farztes Dr. Ray­tarows­ki von Nor­den nach Aurich im Jahr 2020 erst jet­zt drastisch zu spüren.

Die Internistis­chen und Chirur­gis­chen Sta­tio­nen in Nor­den seien inzwis­chen in einem Maße reduziert wor­den, dass es immer wieder zu Über­las­tungssi­t­u­a­tio­nen komme. Dann müssen Patien­ten in der ZNA (zen­trale Not­fal­lauf­nahme) über­nacht­en, obwohl diese nur für die Auf­nahme bzw. ambu­lante Betreu­ung aus­gelegt sei. Es gebe zum Beispiel keine Zim­mer mit San­itäran­la­gen dort. Bis zu 10 Patien­ten seien davon in ein­er Nacht betrof­fen. Zusät­zlich müssten Patien­ten auf den Sta­tio­nen auf dem Flur über­nacht­en, so voll sei es zeitweise. Die Kranken­häuser in Emden und Aurich kön­nten nicht übernehmen, weil sie selb­st über­lastet seien. Das Per­son­al traue sich nicht, etwas zu sagen aus Angst um den Arbeitsplatz.

Auf der anderen Seite ste­hen im Kranken­haus Nor­den Sta­tio­nen leer als Folge der Stre­ichun­gen der let­zten Jahre.

Die geplante Instal­la­tion ein­er „halb­sta­tionären“ Ver­sorgung mit dem StatAMed-Mod­el­lver­such am Stan­dort Nor­den sei voraus­sichtlich keine Lösung, son­dern nur ein Schritt zu ein­er weit­eren Ver­schlechterung der Gesund­heitsver­sorgung vor Ort. Damit werde die bere­its jet­zt unzure­ichende  Ver­sorgung der Bevölkerung in Nor­den und Umge­bung nur noch weit­er zusam­mengestrichen. Die Ein­führung des StatAMed-Pro­gramms werde zu ein­er Umwand­lung des Kranken­haus­es in eine bessere Pfleges­ta­tion und zur Schließung der Not­fal­lam­bu­lanz führen.

Der Fördervere­in beklagt die Intrans­parenz und Heim­lichtuerei der Entschei­dungsträger eben­so wie deren Inkom­pe­tenz: die Ver­ant­wortlichen Poli­tik­er pla­nen offen­sichtlich schon seit knapp 1 Jahr, dass das StatAMed-Pro­jekt in Nor­den aus­pro­biert wer­den soll.

Offen­sichtlich wür­den sich die Entschei­dungsträger nicht mit der medi­zinis­chen Ver­sorgung der Bevölkerung beschäftigen.

In sein­er ersten Presseerk­lärung habe der neue Geschäfts­führer, Herr Bal­ster, ins­beson­dere von der prekären finanziellen Sit­u­a­tion berichtet. In sein­er Einar­beitung seien von der Ver­wal­tung und der Poli­tik offen­sichtlich nur Vor­gaben zu Finanzen, aber keine Vor­gaben zur Sich­er­stel­lung der Qual­ität der medi­zinis­chen Ver­sorgung für die näch­sten Jahre gemacht wor­den. Im Gegen­teil fordern Kreis­poli­tik­er regelmäßig weit­ere Ein­schnitte. Dafür hat der Fördervere­in kein Verständnis.

 

(09.05.2022) Regelmäßige Termine des Fördervereins im Mittelhaus finden wieder statt

Unsere öffentlichen Tre­f­fen im Mit­tel­haus in Nor­den (Run­der Tisch) find­en nach pan­demiebe­d­ingter Unter­brech­nung nun wieder regelmäßig statt! Die kom­menden Ter­mine veröf­fentlichen wir auf der Seite  Unsere näch­sten Termine 

(05.10.2021) Zentralklinik kommt ein Jahr später – hält der Landkreis eine „Wirtschaftlichkeitsbetrachtung“ mittlerweile für überflüssig ?

siehe den über­ar­beit­eten Beitrag Wirtschaftlichkeits­be­tra­ch­tung über­flüs­sig ? neue Ter­mine für die Zentralklinik

(09.09.2021)  Niedersachsens Finanzminister macht Kliniken als Kandidaten für harten Sparkurs in den kommenden Jahren aus

NOZ : Hilbers will harten Sparkurs fahren 

Dieses Inter­view der NOZ  mit Nieder­sach­sens Finanzmin­is­ter erschien diese Woche so auch in unser­er Lokalpresse.Unter der Über­schrift “Gür­tel muss enger geschnallt wer­den — Nieder­sach­sens Finanzmin­is­ter Hilbers will harten Sparkurs fahren, um Schulden nach der Krise abzubauen” äußert sich Hilbers zum Finanzhaushalt nach der Coro­na-Krise, benen­nt aber auch Fluthil­fe­fonds und “struk­turelle Min­dere­in­nah­men” als Ursachen eines aus sein­er Sicht gestiegenen“Konsolidierungsdrucks”. Auf die Frage der NOZ  “Wo konkret wer­den die Bürg­er spüren, dass die Zeit­en gut gefüll­ter Kassen in Nieder­sach­sen vor­bei sind?” , nen­nt Hilbers die Kranken­haus­in­vesti­tio­nen als “beispiel­haften Bere­ich” neben KITAs und Ganz­tags­be­treu­ung : “Wir haben .. pro Jahr 25 Prozent mehr in den Kranken­haus­bere­ich investiert.” Auch wenn hier wed­er die tat­säch­lichen Zahlen zur Entwick­lung der Investi­tions­fi­nanzierung noch deren genaue Verän­derun­gen ange­sprochen wer­den : Man darf aus diesen Bemerkun­gen schließen, daß es erstens bei der chro­nis­chen Unter­fi­nanzierung der Investi­tion­skosten für Kranken­häuser im Rah­men der dualen Finanzierung bleiben wird, und daß zweit­ens die Lan­desmit­tel für kosten­in­ten­sive Klinikmod­ernisierun­gen zurück­ge­fahren wer­den sollen.

Zum The­ma Kranken­haus­fi­nanzierung in Nieder­sach­sen siehe auch Kranken­haus­förderung in Niedersachsen 

 

(06.07.2021)  Entwurf von SPD und CDU zur zukünftigen Krankenhausplanung  im Landtag angenommen

 

Unter dem Titel “Qual­i­ta­tiv hochw­er­tige und wohnort­na­he Kranken­hausver­sorgung auch in Zukun­ft sich­er­stellen — nieder­säch­sis­che Kranken­haus­land­schaft weit­er­en­twick­eln” haben SPD und CDU im Land­tag Nieder­sach­sen im Juni 2021 einen  Entschlies­sungsen­twurf vorgelegt, in dem sie von der Lan­desregierung geän­derte Ziele und Vor­gaben der Kranken­haus­pla­nung fordern. Eine entsprechende Entschlies­sung an die Lan­desregierung  wurde am 6.7.2021 in der hier doku­men­tierten Fas­sung  angenom­men.

 

 

(02.07.2020)  Förderverein fragt nach : Wie soll die Notfallversorgung künftig organisiert werden ?

Der Fördervere­in hat­te im Mai 2019 hier über  Ideen der Klinik-Trägerge­sellschaft zur Gestal­tung der Not­fal­lver­sorgung berichtet. Dabei ging es  sowohl um den Zeitraum bis zur beab­sichtigten Ablö­sung der drei beste­hen­den Kranken­häuser durch eine Zen­tralk­linik als auch um die Zeit nach dem Weg­fall der beste­hen­den Kranken­häuser. Die Ideen waren vor dem zweit­en Emder Bürg­er­entscheid vorgestellt wor­den, in dem den Emdern eine in der hier doku­men­tierten Fas­sung vor Ort auch bei Weg­fall des Kranken­haus­es ver­sprochen wurde. Für Nor­den und Aurich war eine  entsprechende Sicherung der Not­fal­lver­sorgung angedacht wor­den. 2020 sollte es los­ge­hen, eine Art Mod­ell­pro­jekt wurde angekündigt für eine inte­gri­erte Not­fal­lver­sorgung (also als gemein­sames Ange­bot der KV mit ihren Bere­itschafts­di­en­sten und den drei Kliniken mit ihren Zen­tralen Notaufnahmen ) .

In den ver­gan­genen 14 Monat­en sind jedoch wed­er von Seit­en der kom­mu­nalen Träger noch von den Klinikver­ant­wortlichen weit­ere öffentliche Pla­nun­gen oder Maß­nah­men ein­geleit­et wor­den, um die Not­fal­lver­sorgung anzu­passen und sicherzustellen. Daß bed­ingt durch die Coro­na-Pan­demie seit März 2020 geän­derte Pri­or­itäten geset­zt wur­den, ist bekan­nt und bewußt. Nichts­destoweniger hält der Fördervere­in es aber nach wie vor für drin­gend geboten, zur Sich­er­stel­lung ein­er inte­gri­erten Not­fal­lver­sorgung prak­tik­able Lösun­gen auf den Weg zu brin­gen. Vor diesem Hin­ter­grund hat Dr. Axel Schoen­ian den Mit­gliedern des Kranken­haus- und Heimauss­chuss­es, der am 30.06. in Hage tagte, die fol­gen­den Fra­gen mit­gegeben – mit der Bitte um eine Beant­wor­tung im Rah­men des näch­sten Ausschußtermins.

Moin,

mein Name ist Axel Schön­ian, ich bin Hausarzt hier in Hage.

Ich habe 4 Fra­gen zur Not­fal­lver­sorgung zu Zeit­en der Zen­tralk­linik in Georgsheil, also wenn die Kranken­häuser in Nor­den, Aurich und Emden nicht mehr existieren.

Die Fra­gen richt­en sich auss­chließlich an die Abge­ord­neten der SPD- und der CDU-Frak­tion, weil diese bei­den Parteien im Kreistag die poli­tisch Hauptver­ant­wortlichen für die geplante  Zen­tralk­linik sind.

1.Frage – um auf einen gemein­samen Aus­gangspunkt zu kom­men: Wie funk­tion­iert die Not­fal­lver­sorgung jet­zt überhaupt?

2.Frage: Wie ist Ihr Konzept für eine Not­fal­lver­sorgung, wenn in Georgsheil eine Zen­tralk­linik ste­ht und die Kranken­häuser in Nor­den, Aurich und Emden nicht mehr existieren?

3.Frage: Welch­es Per­son­al soll die Not­fal­lver­sorgung übernehmen?

4.Frage: Wer finanziert das – ins­beson­dere das Personal?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(30.04.2019)  Landtagskommission in Brandenburg : flächendeckende Grund- und Regelversorgung muß erhalten bleiben

In Bran­den­burg hat eine parteiüber­greifende Land­tagskom­mis­sion zur langfristi­gen Sich­er­stel­lung von wichti­gen Infra­struk­tu­range­boten im ländlichen Raum nach mehrjähriger Tätigkeit ihren Abschlußbericht vorgestellt. Er enthält klare Aus­sagen zur Notwendigkeit der Ver­sorgung mit wohnort­na­hen Kranken­häusern und mit Ärzten und Hebam­men. An dem Report haben Vertreter der fünf Frak­tio­nen von SPD, CDU, Linke, Grü­nen, AfD sowie der Städte- und Gemein­de­bund und der Land­kreistag Branden­burg mitgewirkt.

Ärzteblatt : Kom­mis­sion will Kliniken in Bran­den­burg erhalten

(14.02.2019)  Im Wortlaut —  Norder Grüne zu Harm-Uwe Weber

Zu den Äußerun­gen des amtieren­den Lan­drats Harm Uwe Weber zu der von ihm favorisierten Vorge­hensweise für den Fall ein­er erneuten Ablehnung der Zen­tralk­linikpläne durch die Emder Bürg­er beim bevorste­hen­den Bürg­er­entscheid in Emden  haben sich die Norder Grü­nen mit der nach­fol­gend doku­men­tierten Pressemel­dung geäußert.

” Norder Grüne fordern ein Ende des hal­ben Weges von Lan­drat Weber
Lan­drat Harm Weber hat sich anlässlich sein­er Auf­stel­lung als Lan­dratskan­di­dat der SPD ver­gan­ge­nes Woch­enende auf den Bau der Zen­tralk­linik in Georgsheil auch ohne Emden mit der Begrün­dung fest­gelegt, nicht auf hal­ben Wege ste­hen bleiben zu wollen — “koste es was es wolle” hätte er noch hinzufü­gen müssen, so
Wal­ter Zuber, Sprech­er der Norder Grü­nen: “Hal­ber Weg würde nicht nur min­destens fer­tige Not­fal­lver­sorgungs­pla­nun­gen in den Städten Aurich, Emden und Nor­den bedeuten, son­dern würde auch klare Verkehrs‑, Nach­nutzungs- und Wirtschaft­sen­twick­lungskonzepte auf der Grund­lage belast­bar­er Unter­suchun­gen über die Fol­gen des Schließens von drei Kranken­häusern mit zusam­men über 1000 Beschäfti­gen vorzuweisen haben. Nichts davon gibt es, auch keine Mit­telzusagen des Lan­des, ohne die keine Zen­tralk­linik für bis zu 300 Mio Euro auf der grü­nen Wiese Georgheils gebaut wer­den kann. Der vom Lan­drat behauptete halbe Weg gehört in Her­rn Webers Wahlkampfk­iste der tanzen­den Skelette, die den SteuerzahlerIn­nen allerd­ings schon viel Geld gekostet hat. Die zwei Mio Euro für das Bre­de­horst-Geschäft­skonzept eines Ver­bund­kranken­haus­es mit den Stan­dorten Aurich und Nor­den sind eben­so ver­bran­nt wor­den, wie die rund 20 Mil­lio­nen Euro teuren Defiz­itüber­nah­men durch den Land­kreis, die nur deshalb ent­standen sind, weil Lan­drat Weber mit sein­er SPD nicht den Mut hat­te, das betrieb­swirtschaftlich und medi­zinisch sin­nvolle Bre­de­horst-Konzept umzuset­zen, wonach die Ubbo-Emmius-Kliniken bere­its ab 2017 schwarze Zahlen geschrieben hät­ten. Dazu zu rech­nen sind auch noch rund 5 Mio € je Jahr, die Lan­drat Weber in den let­zten 15 Jahren an Kranken­haus­för­der­mit­teln beim Land nicht abgerufen hat, Mit­tel, die den Kranken­häusern für die Erhal­tung und Mod­ernisierung geset­zlich zuste­hen. Die Land­kreis­ge­mein­den wer­den mit der hohen Kreisum­lage zum Bezahlen der Zeche herange­zo­gen. Lan­drat Webers hal­ber Weg hat für den Land­kreis und seine Kom­munen einen erhe­blichen Ver­mö­gen­schaden zur Folge gehabt, was weit­er ausufern wird. Deshalb muss so schnell wie möglich mit dem Irrweg Schluss gemacht werden.”

(06.01.2019)   Bundesgesundheitsminister plant 2019 weitreichende Änderungen der Notfallversorgung

Kurz vor der Wei­h­nachtspause hat Bun­des­ge­sund­heitsmin­is­ter Spahn noch (s)eine Agen­da von Maß­nah­men für den Bere­ich der Not­fal­lver­sorgung für 2019 angekündigt. Die Umset­zung würde zu erhe­blichen Ein­schränkun­gen für Not­fall­pa­tien­ten führen. Für unsere Region würde eine Umset­zung dieser Pläne – ins­beson­dere bei weit­erem Fes­thal­ten an den Zen­tralk­linikplä­nen  – die Qual­ität der Not­fal­lver­sorgung in den Mit­telzen­tren klar ver­schlechtern. Auch wenn es sich bis­lang eine poli­tis­che Absicht­serk­lärung han­delt,  deren Umset­zung sog­ar noch Änderun­gen am Grundge­setz erfordern würde : Spahns Agen­da deckt sich mit Empfehlun­gen, die auch gesund­heit­spoli­tis­che Experten­gremien in jüng­ster Zeit so oder ähn­lich gegeben haben. Es han­delt sich also lei­der nicht um einen der „Spahn­schen Papier­tiger“. Faz­it :Er will den Zugang zu den Not­fall­dien­sten  und die Inanspruch­nahme   für alle erschw­eren – dieses Sparpro­gramm stellt er als Qual­itätssicherung der Not­fal­lver­sorgung und Schutz für die  „wirk­lich Betrof­fe­nen“ vor.

Eine aus­führliche Analyse und Bew­er­tung auf unser­er Seite Wis­senwertes / Hintergrund:

Spahns Agen­da 2019 für die Reform der Notfallversorgung

(15.09.2018)  Neuregelung der stationären Notfallversorgung — G‑BA Beschlüsse gefährden die  flächendeckende Notfallversorgung

Der G‑BA —  das ober­ste Beschlussgremi­um der gemein­samen Selb­stver­wal­tung der Ärzte, Zah­närzte, Psy­chother­a­peuten, Kranken­häuser und Krankenkassen in Deutsch­land- hat am im April 2018 für die sta­tionäre Not­fal­lver­sorgung  ein gestuftes Sys­tem beschlossen, das die Voraus­set­zun­gen für die Teil­nahme  aller deutschen  Kranken­häuser  an der Not­fal­lver­sorgung  sowie die Vergü­tung  ihrer Not­fal­lver­sorgungsleis­tun­gen in wesentlichen Zügen neu regelt.

Diese Regelun­gen sind seit dem 19.05.2018 in Kraft getreten und haben auch für unsere Kliniken erhe­bliche Auswirkun­gen. Aus diesem Grund stellen wir  auf unser­er Seite Wissenswertes/Hintergrund die Anforderun­gen und ihre Auswirkun­gen detail­liert dar.

(01.09.2018)  Modell Schaumburg ? Ernüchternde Fakten aus der Zentralklinik

Das neue Zen­tralk­linikum in Schaum­burg wird von Befür­wortern ein­er Zen­tralk­linik in Georgsheil  gern als Refen­zob­jekt bemüht. Lei­der “glänzt” dieses “Mod­ell” immer wieder mit Neg­a­tivschlagzeilen — sei es zur Qual­ität der Not­fal­lver­sorgung, sei es zur offen­sichtlichen per­son­ellen Unterbe­set­zung mit Pflegekräften, sei es zu den jahre­lan­gen Verzögerun­gen bei der Fer­tig­stel­lung und Inbe­trieb­nahme. Ein aktueller Bericht der Schaum­burg­er Nachricht­en zur finanziellen Schieflage der dor­ti­gen Zen­tralk­linik wirft nun auch ein Licht auf die Frag­würdigkeit der wirtschaftlichen Plan­zahlen des Klinikmanagements.

In Schaum­burg laufen danach Mil­lio­nen­de­fizite durch das Nicht-Erre­ichen des geplanten Case Mix Index sowie nicht erwarteter hoher Kosten für freiberu­flich tätige Hon­o­rarärzte auf, die man auf­grund fehlen­der fes­tangestell­ter Medi­zin­er auf­brin­gen muß.

Auch hierzu­lande wird  immer wieder die Zweck­pro­pa­gan­da ver­bre­it­et,  daß man mit ein­er größeren, zen­tral­isierten Klinik über das Gesamt­spek­trum der  durchge­führten Behand­lun­gen  qua­si “automa­tisch” zu besseren Erlösen kom­men werde als mit den beste­hen­den Krankenhäusern.

Auch hierzu­lande  wird immer wieder ver­sichert, daß eine Zen­tralk­linik schon allein auf­grund ihrer Größe Sicher­heit biete, daß genü­gend fes­tangestellte Ärzte ver­füg­bar sein wür­den ( von aus­re­ichend Pflegekräften in Zeit­en des Pflegenot­stands ganz zu schweigen).

Die Fak­ten aus Schaum­burg sprechen eine andere Sprache. Unter der Über­schrift “Gesamtk­linikum in finanzieller Schieflage” bericht­en die Schaum­burg­er Nachricht­en am 24.08.2018 :

Das neue Gesamtk­linikum Schaum­burg in Vehlen hat erhe­bliche finanzielle Prob­leme. Laut einem inter­nen Geschäfts­bericht, der der Redak­tion vor­liegt, ist zum Ende des Jahres mit einem Minus von 3,9 Mil­lio­nen Euro zu rech­nen. Zwar hat­te das Kranken­haus auch im Vor­jahr mas­sive Ver­luste verze­ich­nen müssen – ins­ge­samt 8,7 Mil­lio­nen Euro – der Grund lag mit den Verzögerun­gen beim Neubau und den Betrieb von drei Stan­dorten allerd­ings auf der Hand. Nun ist der Neubau bere­its seit mehr als einem hal­ben Jahr bezo­gen – aber die Schwarze Null bleibt unerr­e­ich­bar. Nach einem inter­nen Hal­b­jahres­bericht der Geschäfts­führung, welch­er der Redak­tion vor­liegt, ist am Ende des Jahres 2018 mit einem Minus von 3,9 Mil­lio­nen Euro zu rechnen…

In den ersten sechs Monat­en das Kranken­haus in Vehlen bere­its 2,5 Mil­lio­nen Euro Ver­lust verze­ich­net – geplant hat­te die Geschäfts­führung lediglich mit einem Minus von 420.000 Euro. Der Grund dafür liegt im Wesentlichen darin, dass der angepeilte „Case-Mix-Index“ (CMI) weit ver­fehlt wurde. Dieser Wert stellt im Wesentlichen dar, wie viele Patien­ten mit welchen Beschw­er­den behan­delt wur­den. Daran bemisst sich die Finanzierung durch die Krankenkasse. Angepeilt hat­te die Geschäfts­führung 20.000 Case-Mix-Punk­te. Damit hätte man zwar auch rote Zahlen geschrieben, diese wären aber nicht so ver­heerend gewe­sen. Man sei aber opti­mistisch, sog­ar 22.000 Case-Mix-Punk­te erre­ichen zu kön­nen, hieß es lange. Gewor­den sind es nun etwa 18.000 Punk­te. Jed­er Punkt entspricht etwa 3500 Euro. Das Ziel um 2000 Punk­te zu ver­fehlen, bedeutet also fehlende Ein­nah­men in Millionenhöhe.

Außer­dem explodierten die Kosten für Hon­o­rarärzte laut dem Hal­b­jahres­bericht. 868.000 Euro statt der angepeil­ten 200.000 Euro wur­den für nicht angestellte Ärzte aus­gegeben. Der Grund liegt darin, dass es dem Klinikum weit­er­hin schw­er fällt, genü­gend qual­i­fizierte Ärzte einzustellen und sie auf sehr teure Lei­har­beit­er zurück­greifen müssen.

Nun muss das Klinikum den dick­en Rot­s­tift anset­zen. Der Tag der offe­nen Tür wurde bere­its auf 2019 ver­schoben. Zahlre­iche Investi­tio­nen sollen ver­schoben wer­den. Doch es ist anzunehmen, dass auch beim Per­son­al ges­part wird. Per­son­alkosten machen mit gut 47 Mil­lio­nen Euro einen wesentlichen Teil der Aus­gaben aus.Eine Stel­lung­nahme der Geschäfts­führung ste­ht noch aus.”

Zu Fak­ten und Lehren aus Schaum­burg sei hier auch  an unseren Beitrag  aus Mai 2018 erinnert :

Zen­tral­isierung — Lehren aus Schaumburg 

(05.04.2018)  Emden kämpft……und Norden?

(ein Leser­brief von Johann Tad­digs, Norden)

Im Emden ste­hen in zwei Werft­be­trieben ca. 300 Arbeit­splätze vor dem Aus bzw. sind akut gefährdet. In der Emder Öffentlichkeit wird dieser Sit­u­a­tion mit großem Unver­ständ­nis begeg­net. Quer über alle Partei­gren­zen, Gew­erkschaften, Wirtschaftsver­bän­den und Bürg­ervere­ini­gun­gen hin­weg sol­i­darisiert sich Emden mit den Werf­tar­beit­ern und kämpft für den Erhalt der Arbeitsplätze.

Und in Norden:

Wenn es nach den Plä­nen von Her­rn Epp­mann, dem Geschäfts­führer der Klinik­trägerge­sellschaft, der auch die Ubbo-Emmius-Klinik ange­hört, geht, soll das Norder Kranken­haus im Jahr 2025 geschlossen wer­den. Damit gehen dann ein Mehrfach­es der Arbeit­splätze in Nor­den ver­loren, für die in Emden so vehe­ment gekämpft wird.

Mit Recht weist der Norder Bürg­er­meis­ter Schmel­zle daraufhin hin, welche neg­a­tiv­en Auswirkun­gen eine Klinikschließung für die Ein­wohn­er Nor­dens und sein­er Umge­bung hat.  Bei der Regel- und Not­fal­lver­sorgung entste­ht ein immenses Vaku­um, zumal die durch die niederge­lasse­nen Ärzte zu leis­ten­den Not­di­en­ste schon jet­zt kaum dargestellt wer­den kön­nen und für den Fall der Klinikschließung keines­falls geregelt sind und beim derzeit­i­gen Ärztenot­stand auch wohl nicht geregelt wer­den können!

Die Auswirkun­gen sind sehr gut zu erken­nen, wenn man sich den vom Bun­desver­band der Geset­zlichen Krankenkassen (ins­beson­dere für Entschei­dungsträger) bere­it­gestell­ten Kliniksim­u­la­tor (www.gkv-kliniksimulator.de) ein­mal anschaut und das Norder Kranken­haus wegschal­tet. Plöt­zlich sind mehr als 50.000 Ein­wohn­er und in der Urlaub­s­sai­son sicher­lich noch einige Zehn­tausend mehr weit­er als 30, die meis­ten sog­ar weit­er als 40 Minuten vom näch­sten Kranken­haus der Grund‑, Regel und Not­fal­lver­sorgung ent­fer­nt. Und dieses entspricht nicht den vom Geset­zge­ber vorgeschriebe­nen Maßstäben für eine Grund­ver­sorgung der Bevölkerung. Alles nachzule­sen in den Fußnoten des Kliniksimulators.

Die Fol­gen der Schließung der Klinik Nor­den wer­den sowohl für die Gesund­heitsver­sorgung der Bewohn­er Nor­dens und des Umlan­des als auch unser­er Urlaub­s­gäste, aber sehr wohl auch für die wirtschaftliche Entwick­lung unser­er Stadt von enormer Bedeu­tung sein.

Die Entschei­dun­gen wer­den bald im Aurich­er Kreistag getroffen!

Also wer­den Sie aktiv:

Wen­den Sie sich an die von Ihnen gewählten Mit­glieder des Stad­trates, Ihres Gemein­der­ates und die des Kreistages und fordern Sie den Ein­satz für den Erhalt des Kranken­haus­es oder wen­den Sie sich an Ihren Ortsvorste­her, damit der Ihre Forderung weitergibt.

Mit­glieder des Wirtschafts­fo­rums, fordern auch Sie den Erhalt des Kranken­haus­es, es dro­ht der Weg­fall eines der größten Arbeit- und Auf­tragge­bers und der davon aus­ge­hen­den Wertschöpfung.

Gast‑, Hotel­lerie- und Ver­mi­etungs­be­triebe, DEHOGA und Ver­mi­eter­vere­ine, fordern auch Sie den Erhalt des Kranken­haus­es, es dro­ht der Ver­lust eines wesentlichen Entschei­dungskri­teri­ums für den Urlaub in unser­er Küstenregion.

In dieser wichti­gen Frage sollte es doch gelin­gen, dass Nor­den und Umzu mit ein­er Stimme spricht und sich für den Erhalt der Klinik in Nor­den einsetzt.

Mein Appell an die Poli­tik, sor­gen Sie bitte dafür, dass das Norder Kranken­haus im Rah­men ein­er vernün­fti­gen Ver­bundlö­sung erhal­ten wird, das sind Sie ihren Wäh­lerin­nen und Wäh­lern schuldig!

(19.03.2018)   Pressemitteilung des Fördervereins zur FDP Norden

UEK-Fördervere­in weist sach­lich falsche Kri­tik der FDP zurück

Die FDP Nor­den hat den Fördervere­in der UEK am Stan­dort Nor­den im Ost­friesis­chen Kuri­er vom 14.03.2018 „scharf kri­tisiert“ und ihm „Stim­mungs­mache“ vorgeworfen.

Ein Haup­tar­gu­ment der FDP ist dabei, dass im Kranken­haus Nor­den zu wenig Knieop­er­a­tio­nen durchge­führt wür­den. Der GBA (Gemein­samer Bun­de­sauss­chuss) fordere eine Min­destzahl von 50 Knie-Oper­a­tio­nen, tat­säch­lich seien in Nor­den lediglich 17 Oper­a­tio­nen durchge­führt worden.

Diese Argu­men­ta­tion ist noch nicht ein­mal die halbe Wahrheit – let­ztlich han­delt es sich durch Vere­in­fachung und Ver­fälschung um eine Falschmeldung.

Der Gemein­same Bun­de­sauss­chuss hat für 8 hochspezial­isierte Kranken­hausleis­tun­gen jährliche Min­dest­men­gen fest­gelegt, unter anderem Nier­en­trans­plan­ta­tion und Leber­trans­plan­ta­tion. Die rel­e­van­teste dieser Leis­tun­gen für Ost­fries­land ist die Min­dest­menge für Gelenkprothe­sen am Knie mit 50 Stk./Jahr in dem betr­e­f­fend­en Kranken­haus (s. Min­dest­men­gen­regelung des G‑BA ).  Außer Knieprothe­sen gibt es jedoch viele weit­ere Knie-Oper­a­tio­nen, die an jedem Kranken­haus und auch in Prax­en ohne Min­dest­men­gen-Vor­gaben durchge­führt wer­den kön­nen, z.B. Gelenkspiegelun­gen, Ein­griffe am Meniskus, Kreuzban­der­satz oder Oper­a­tion ein­er Kni­escheiben­frak­tur. Diese Oper­a­tio­nen sind also selb­stver­ständlich auch in Nor­den möglich.

Falls es auf Dauer einen Klinikver­bund der Kranken­häuser Nor­den, Emden und Aurich gibt, soll­ten sich­er nur an einem dieser Stan­dorte Kniege­lenkprothe­sen implantiert wer­den. Das Bre­de­horst-Gutacht­en, in dem es 2013 um die Kranken­häuser Nor­den und Aurich ging, hat­te übri­gens emp­fohlen, die Endo­prothetik – also auch die Kniege­lenk-Prothe­sen-Implan­ta­tion — in das Norder Kranken­haus zu ver­lagern. Das ist lei­der vom Land­kreis Aurich bzw. der Geschäfts­führung nie umge­set­zt worden.

Im Kranken­haus Nor­den gibt es derzeit noch zwei Oper­a­teure (also Ärzte, die eigen­ver­ant­wortlich operieren, in der Regel Chef- oder Oberärzte), die bis heute her­vor­ra­gende Leis­tun­gen erbrin­gen. Eine weit­ere Planstelle wird von der Ver­wal­tung seit Jahren nicht beset­zt. Der let­zte Arzt auf dieser 3. Stelle hat übri­gens auss­chließlich Knochen- und Gelenke­in­griffe gemacht!

Im Gegen­satz dazu gibt es in der UEK Aurich 10 Oper­a­teure — siehe  Web­site der UEK!!

Seit Jahren wer­den drastis­che Kürzun­gen im Kranken­haus Nor­den durchge­führt, Struk­turen im Kranken­haus Aurich wer­den deut­lich weniger beschnit­ten und im Zweifels­fall aufgebaut.

Als Beispiele für die let­zten Kürzun­gen in Nor­den sei angeführt:

In den let­zten Wochen wur­den in Nor­den trotz guter Bele­gung 2 Sta­tio­nen geschlossen (die Auf­nahmes­ta­tion 9 und die Kinder­sta­tion). Dies heißt ins­beson­dere, dass das Per­son­al reduziert wird, der Platz ist natür­lich noch vorhan­den. Der Druck auf das Per­son­al nimmt also weit­er zu. Das Labor im Kranken­haus Nor­den ist seit kurzem nachts nicht mehr per­son­ell beset­zt – ein eingeschränk­tes Labor kann dann an Auto­mat­en durchge­führt werden.

Die FDP übern­immt mit der unrichti­gen Darstel­lung über Knieop­er­a­tio­nen im Prinzip die Strate­gie der Geschäfts­führung der Trägerge­sellschaft, also ins­beson­dere von Her­rn Claus Eppmann:

Zum einen wird das Kranken­haus Nor­den schlecht gere­det, es wer­den ihm Kom­pe­ten­zen abge­sprochen, die tat­säch­lich vorhan­den sind. Pos­i­tive Infor­ma­tio­nen über das Kranken­haus Nor­den wer­den auch von der Geschäfts­führung seit Jahren nicht veröf­fentlicht. Die Bevölkerung soll offen­sichtlich von dem eige­nen Kranken­haus ent­fremdet werden.

Zum anderen wird ver­sucht, die Akteure, die sich für den Erhalt des Norder Kranken­haus­es ein­set­zen, mund­tot zu machen und ihnen die Qual­i­fika­tion abzusprechen.

Aus Sicht des Fördervere­ins soll­ten die poli­tis­chen Parteien im Altkreis Nor­den sich gemein­sam für das Norder Kranken­haus ein­set­zen — ger­ade in der jet­zi­gen Sit­u­a­tion, in der offen­sichtlich kein Kranken­haus nach Georgsheil kommt und die Geschäfts­führung der Trägerge­sellschaft eine Schließung des Kranken­haus­es Nor­den in 2025 plant. Vom Zaun gebroch­ene Stre­it­ereien unter den poli­tis­chen Parteien, die ins­beson­dere der eige­nen Pro­fil­ierung dienen, hält der Fördervere­in für unangemessen.

(07.03.2018) Pressemitteilung des Fördervereins zur drohenden Schließung des UEK-Standorts Norden

Bürg­er sehen Lokalpoli­tik­er in der Pflicht —  Fördervere­in erwartet, daß angesichts der abse­hbaren Fol­gen ein­er Schließung alle Parteien für das Norder Kranken­haus aktiv werden

Das jüng­ste Tre­f­fen des Fördervere­ins zum Erhalt der UEK am Stan­dort Nor­den am 06.03. fand erneut unter reger öffentlich­er Beteili­gung  statt. Auf großes Unver­ständ­nis ist die Ablehnung des Antrags an den Norder Rat gestoßen, eine Abschätzung der sozialen und wirtschaftlichen  Fol­gen ein­er möglichen Schließung der UEK durch­führen zu lassen. Zweifel­los sei mit erhe­blichen Fol­gen für Nor­den und die Region zu rech­nen, wenn bei etwas über 10.000 sozialver­sicherungspflichti­gen  Beschäftigten in Nor­den bis zu  3.000 im Gesund­heitssek­tor oder direkt damit ver­bun­de­nen Bere­ichen tätig sind. Mit Seit­en­blick auf die in Emden dro­hen­den Arbeit­splatzver­luste im Schiff­bau bei TKMS und die  vie­len Aktiv­itäten der dor­ti­gen Poli­tik zu diesem The­ma wurde die Erwartung geäußert, daß auch in Nor­den die Poli­tik ihre Zurück­hal­tung in ein­er so bedeu­ten­den Frage wie dem dro­hen­den Ver­lust des Kranken­haus­es aufgibt . Der Fördervere­in bat den Bürg­er­meis­ter, hierzu einen Dia­log mit allen Norder Parteien aufzunehmen mit der Zielset­zung, eine valide Fol­ge­ab­schätzung auf den Weg zu brin­gen und Wege zu suchen, den Kranken­haus­stan­dort Nor­den zu erhalten.

Sehr kri­tisch bew­ertet wurde außer­dem die Onlinebe­fra­gung der Trägerge­sellschaft zu Erwartun­gen der Bürg­er an die Gesund­heitsver­sorgung. Wed­er sei sie repräsen­ta­tiv noch gebe sie den Befragten tat­säch­lich ein ern­sthaftes Forum,  ihren Bedarf und ihre Wün­sche zu äußern. Stattdessen wur­den die Fra­gen als sug­ges­tiv und – durch die dem Teil­nehmer abver­langte Bil­dung ein­er Rang­folge – auch als irreführend bew­ertet. So müsse man sich beispiel­sweise zwis­chen „Qual­ität“ und „Wohnort­nähe“ entschei­den – was zu sehr fraglichen Auswer­tun­gen führen kann-  und ver­mut­lich auch soll. Ander­seits seien etliche der abge­fragten Kri­te­rien extrem all­ge­mein for­muliert und für eigene inhaltliche Aus­sagen des Umfrageteil­nehmers fehle weitest­ge­hend die Möglichkeit.

Desweit­eren wurde vom Fördervere­in dargestellt, daß die von der Klinik­trägerge­sellschaft bish­er vorgestell­ten Pläne für eine „Ver­bundlö­sung“ mit Schließen der sta­tionären Ver­sorgung in Nor­den mit Vor­gaben der Bun­des­ge­sund­heit­spoli­tik unvere­in­bar wäre. Dies zeigte der Fördervere­in anhand der gülti­gen rechtlichen Kri­te­rien für die flächen­deck­ende Ver­sorgung der Bevölkerung in Ran­dre­gio­nen auf. Danach muß sichergestellt sein, daß eine 30-Minuten-Erre­ich­barkeit eines Kranken­haus­es per PKW für alle Bürg­er der Region gewährleis­tet ist. Ein soge­nan­nter „Kliniksim­u­la­tor“ der Krankenkassen  (“GKV-Kliniksim­u­la­tor”)  weist auftre­tende Ver­sorgungslück­en im Falle von möglichen Kranken­hauss­chließun­gen anhand aktueller Bevölkerungs­dat­en aus. Für Nor­den ergibt diese  Sim­u­la­tion eine Summe von über 50.000 Men­schen, die bei ein­er Schließung diese 30-Minuten-Vor­gabe nicht erre­ichen würden.

 

 

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