Beschlüsse des Auricher Kreistags und des Emder Rats zur Zukunft der Kliniken: „Der schlimmste Betrug ist der Selbstbetrug“ (Marcel Reif)

Es sind aus­ge­spro­chen merk­wür­di­ge Beschlußvor­la­gen, die heu­te im Emder Rat und im Auricher Kreis­tag unter dem Namen „Ent­schei­dung über die Zusam­men­ar­beit mit der Stadt Emden im Kli­nik­be­reich“ (Aurich)  ver­ab­schie­det wer­den sol­len. Die voll­mun­dig ange­kün­dig­te  kla­re  Ent­schei­dung über die­se weit­rei­chen­de Zukunfts­fra­ge,  die  den Mit­ar­bei­tern  und Pati­en­ten end­lich Klar­heit geben soll,  ist es aber defi­ni­tiv  nicht ! Statt­des­sen steht ein bil­li­ger poli­ti­scher Selbst­be­trug auf der Tages­ord­nung. Mit den vor­lie­gen­den „Beschlüs­sen“ wird näm­lich das Spiel auf Zeit, mit dem unse­re  gesam­te Gesund­heits­ver­sor­gung  immer wei­ter her­un­ter­ge­wirt­schaf­tet  wird, noch  ein wei­te­res Jahr fort­ge­schrie­ben . Wäh­rend­des­sen beschließt die Poli­tik ein­mal mehr nichts als ihre eige­nen bes­ten Absich­ten.  Ein Armuts­zeug­nis, und wenig ver­wun­der­lich, daß sol­che Vor­la­gen in Hin­ter­zim­mern aus­ge­tüf­telt wurden.

Was steht zum Beschluß an ?

(1) wir wol­len, aber wir kön­nen (noch) nicht !

Zunächst  wird eine Bekennt­nis  beschlos­sen.  Die Gre­mi­en beken­nen  sich zum Bau einer Zen­tral­kli­nik in Georgs­heil  in kom­mu­na­ler Trä­ger­schaft als Ziel­lö­sung. Sie  ver­si­chern, die­se aus einer Aus­wahl  mög­li­cher Alter­na­tiv­sze­na­ri­en als bes­te Lösung geprüft und aus­ge­wählt zu haben. Was unwahr ist , da ihnen  gar kei­ne sub­stan­zi­el­len Alter­na­tiv­lö­sun­gen mit Zah­len, Daten und Fak­ten zur Ent­schei­dung vor­ge­legt wur­den. Statt­des­sen wur­den fik­ti­ve Alter­na­tiv­mo­del­le mit Pro und Con­tra dar­ge­stellt, die  vor­aus­seh­bar  nicht zu der vor­ab  gesetz­ten Ziel­lö­sung einer Zen­tra­li­sie­rung paß­ten. Eine seriö­se Dar­stel­lung von Alter­na­ti­ven war das nie – zurecht wur­de ja der Vor­wurf laut, daß sol­che Foli­en von jedem Werk­stu­den­ten in weni­gen Stun­den zusam­men­zu­schus­tern gewe­sen wären.

Ein­schrän­kend stel­len die Gre­mi­en  dann fest, daß sie sich der­zeit nicht in der Lage sehen, einen Beschluß zu fas­sen, die­se Ziel­lö­sung auch umzu­set­zen. Sie begrün­den das damit, daß sie bis­her kei­ne Sicher­heit über die „Zukunfts­fä­hig­keit“ und die „Umset­zungs­fä­hig­keit“  die­ser Lösung haben. Nach über einem Jahr der  „Kon­zept­erstel­lung“  und  über drei Jah­ren der Pro­pa­gan­da für eine Zen­tral­kli­nik als „alter­na­tiv­lo­ser“ Lösung fehlt im Juni 2018  zu einer Beschluß­fas­sung  plötz­lich  der­ma­ßen Grund­sätz­li­ches? Geht es noch ??   Nach immer wie­der quar­tals­wei­se ein­ge­for­der­ten Ent­schei­dungs­grund­la­gen und Kon­zep­ten gibt es jetzt —  kei­ne Grund­la­ge  für Beschlüsse ?

Die­se boden­lo­se Ent­schei­dungs­lü­cke soll jetzt exakt im Juni 2019 geschlos­sen wer­den – zufäl­lig der Ter­min, an dem die durch den Emder Bür­ger­ent­scheid erstrit­te­ne Vor­ga­be ent­fällt, daß am Emder Kran­ken­haus  kei­ner­lei Ände­run­gen vor­ge­nom­men wer­den dürfen.

(2) wir ent­mün­di­gen uns erneut und geben  noch ein Jahr Blan­ko­voll­macht zur Vor­be­rei­tung der Zentralklinik 

Unter (2) wird tat­säch­lich etwas BESCHLOSSEN : näm­lich die Fort­set­zung der Zusam­men­ar­beit Aurich /Emden „im Sin­ne des Kon­sor­ti­al­ver­tra­ges“.  In ein­fa­chem Deutsch : Wir ver­län­gern den Ver­trag. Für die Vor­be­rei­tung einer Zen­tral­kli­nik, die ohne­hin im Kon­sor­ti­al­ver­trag  auf jeder Sei­te als Ziel und End­zweck defi­niert ist,  bekommt der Land­rat dabei erneut  eine Blan­ko­voll­macht aus­ge­spro­chen. Er kann und soll in aller Frei­heit „not­wen­di­ge Ver­trags­an­pas­sun­gen im Kon­sor­ti­al­ver­trag“ (also – alles, was für die ZK als erfor­der­lich ange­se­hen wird) durch­füh­ren  dür­fen.  Viel anzu­pas­sen gibt es da nicht — ent­schei­dend ist hier die wie­der­um von jedem bestimm­ten Auf­trag freie Blan­ko­voll­macht, die man dem Geschäfts­füh­rer der Trä­ger­ge­sell­schaft  wei­ter­ge­ben will.

 (3) wir beschlie­ßen, daß erst­mal geplant wird, damit wir in 2019 beschlie­ßen können..

Fazit bis­her : der Kreis­tag steht nach Jah­ren des Miss­ma­nage­ments  an der UEK und von den Bür­gern bezahl­ter Zen­tral­kli­ni­kin­dok­tri­na­ti­on immer noch  mit lee­ren Hän­den und immer wei­ter in die Kri­se gewirt­schaf­te­ten  Kran­ken­häu­sern da – genau so dürf­te das auch im Sozi­al­mi­nis­te­ri­um in  Han­no­ver gese­hen wer­den. Seit Juni 2017 wur­de im Kreis­tag quar­tals­wei­se  – mit popu­lis­ti­schem Getö­se — von der Geschäfts­füh­rung der Trä­ger­ge­sell­schaft gefor­dert, daß  „jetzt aber end­lich“ belast­ba­re Kon­zep­te zur Beschluß­vor­la­ge her müß­ten, sonst ….? Nichts wur­de gelie­fert. Trotz­dem hat­te man  schon im Wahl­kampf vor dem  Bür­ger­ent­schei­des die Stirn,  öffent­lich zu behaup­ten,  Not­fall­kon­zept, Ver­kehrs­kon­zept, Nach­nut­zungs­kon­zept, pla­ne­ri­sche Vor­aus­set­zun­gen im Such­raum Georgs­heil  und vor allen Din­gen die  Finan­zie­rung durch das Land  — all das sei  „über­haupt kein Problem“.

Jetzt erklärt man, daß all die­se Kon­zep­te, von denen es vor einem Jahr  sei­tens der Trä­ger­ge­sell­schaft hieß, man habe sie alle in der Schub­la­de,  erst noch „zukunfts­fä­hig und belast­bar“  neu  erar­bei­tet wer­den müs­sen. Und zwar — von der Trä­ger­ge­sell­schaft !  Und weil all die­se erneu­ten Prüf- und Kon­zept­erstel­lungs­be­schlüs­se des Kreis­tags  an die Trä­ger­ge­sell­schaft   für Bür­ger, Pati­en­ten und Mit­ar­bei­ter  so glaub­wür­dig, so greif­bar und so kon­kret sind, lau­tet der für heu­te letz­te Beschluß :  Der Kreis­tag beschließt „für den Fall, daß ein zen­tra­ler Kli­nik­stand­ort nicht umsetz­bar ist, daß über neue Model­le nach­ge­dacht wird…“ (3f)   Dann gute Nacht bis 2019.

Eines steht fest :  Die Bür­ger wer­den sich nicht bis 2019 schla­fen legen und der schlei­chen­den Zer­stö­rung ihres Gesund­heits­we­sen zusehen!

 

 

 

 

 

 

Ein Kommentar

  1. Erwin Feldmann

    Trau­rig wie mit Bür­ger umge­gan­gen wird 🙁

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