Klinikkonzept” (2) : Was ist bei dieser Finanzierung “gesichert”?

Am 24.04. stell­te die Trä­ger­ge­sell­schaft Kli­ni­ken Aurich-Emden-Nor­den in Emden den Mit­glie­dern des Emder Rats und des Auricher Kreis­tags einen neu­en Stand eines Kli­nik­kon­zepts vor. Nach einer Bewer­tung des „Kon­zepts zur Not­fall­ver­sor­gung“ nimmt der För­der­ver­ein hier Stel­lung zu den Aus­sa­gen zur Finanzierung.

 Ein rui­nö­se Finan­zie­rung – auf gera­dem Weg in die Pri­va­ti­sie­rung ?

In den letz­ten Wochen  wur­de öffent­lich über das  seit Jah­ren unter­las­se­ne Ein­wer­ben von Lan­des­mit­teln für Inves­ti­ti­ons­för­de­rung für die Kran­ken­häu­ser in Aurich, Nor­den und Emden   dis­ku­tiert. Alle Auf­for­de­run­gen aus dem Sozi­al­mi­nis­te­ri­um, nach dem Bür­ger­ent­scheid 2017 ein neu­es Kon­zept vor­zu­le­gen und dabei eine Ver­bund­lö­sung zwi­schen dem LK Aurich und der Stadt Emden umzu­set­zen (so for­der­te es die dama­li­ge Minis­te­rin, Frau Rundt, und so schrieb es Staats­se­kre­tär Scholz an den Emder OB Born­emann) wur­den seit 2017 igno­riert. Lan­des­mit­tel für Inves­ti­tio­nen sind des­halb bis heu­te nicht geflos­sen, ver­bind­li­che finan­zi­el­le Zusa­gen für Inves­ti­tio­nen in die Kli­ni­ken feh­len, und aus der Pau­schal­för­de­rung des Lan­des wur­den ledig­lich Mit­tel in die Erhal­tung abgän­gi­ger Bau­sub­stanz gesteckt.

 Als „Ver­trau­ens­stif­ter“ in eine mög­li­che zukünf­ti­ge Finan­zie­rung ließ man in die­ser Situa­ti­on den Staats­se­kre­tär nach Emden kom­men. Er bestä­tig­te aber nicht mehr und nicht weni­ger, als das das Land sei­nen recht­li­chen Ver­pflich­tun­gen nach­kom­men wer­de: Kran­ken­haus­in­ves­ti­tio­nen wer­den mit Lan­des­mit­teln geför­dert, im Regel­fall mit 60%. Ein­zi­ge Vor­aus­set­zung dafür ist, daß die Kom­mu­nen belast­ba­re Pla­nungs­un­ter­la­gen vor­le­gen. Das gilt auch für eine Zen­tral­kli­nik. Kon­kre­te Zah­len und Zusa­gen des Sozi­al­mi­nis­te­ri­ums gibt es unter die­sen Vor­aus­set­zun­gen selbst­ver­ständ­lich nicht. Die Zen­tral­kli­nik wur­de nach dem Bür­ger­ent­scheid 2017 aus der  nie­der­säch­si­schen Kran­ken­haus­pla­nung  gestri­chen. Trotz der vom Staats­se­kre­tär bei sei­nem Auf­tritt in Emden geschil­der­ten über­durch­schnitt­lich hohe Nut­zung und Akzep­tanz unse­rer Kran­ken­häu­ser durch die Bür­ger (beson­ders erwähn­te er dabei das Emder Kran­ken­haus!) , sei auch eine Zen­tral­kli­nik för­der­fä­hig — falls die Bür­ger die­sen Weg mit tra­gen wür­den, so der Staats­se­kre­tär. Genau so ist es : Falls! **

Sei­nen Hin­wei­se auf erheb­li­chen Stei­ge­rungs­ra­ten bei den rei­nen Bau­kos­ten (zwi­schen 10 und 25%) darf man so ver­ste­hen, daß allein ein  Bau einer ZK nicht unter 400 Mio. € zu haben wäre. Bei einer Eigen­fi­nan­zie­rung durch die Kom­mu­nen von 40% (Regel­an­teil) hät­ten Emden und der LK Aurich jeder 80 Mio. zu tra­gen. Selbst wenn sich der Anteil des Lan­des über ein­zel­ne Son­der­re­geln bei der För­de­rung noch  erhö­hen wür­de auf 70%, blie­ben jeweils 60 Mio. bei den bei­den Kom­mu­nen —  ohne jeg­li­che Infra­struk­tur­kos­ten. Nimmt man die­se Zah­len zusam­men mit den von Epp­mann ein­kal­ku­lier­ten „Anlauf­ver­lus­ten in zwei­stel­li­ger Mil­lio­nen­hö­he“ für die ers­ten Jah­re, so ergä­be sich schon bei einem fahr­plan­mä­ßi­gen Ver­lauf, also im – wirt­schaft­lich ver­stan­den — „bes­ten Fall“  des Pro­jekts ein immenser Schul­den­berg bei den kom­mu­na­len Trägern.

Für die immer wie­der beschwo­re­ne „gesi­cher­te Zukunft in kom­mu­na­ler Trä­ger­schaft“, ja für die eigen­stän­di­ge wirt­schaft­li­che Hand­lungs­fä­hig­keit der Kom­mu­ne selbst sind sol­che Mil­lio­nen­be­trä­ge im drei­stel­li­gen Bereich (also 100 Mio. plus x) ein hohes Risi­ko. Wir bezwei­feln, daß sich alle Gre­mi­en­ver­tre­ter über die  enor­me Trag­wei­te die­ses Weges kla­re Rechen­schaft abge­legt haben – falls sie nicht bereits mit einem Sze­na­rio  „raus aus den Kos­ten für die Daseins­vor­sor­ge durch die kom­mu­na­len Trä­ger“ liebäugeln.

Es gibt bereits etli­che Bei­spiel in Deutsch­land, wo eine sol­che Situa­ti­on dazu geführt hat, daß Kom­mu­nen aus der Daseins­vor­sor­ge aus­ge­stie­gen sind und ihre teil­wei­se nagel­neu­en Kli­ni­ken zu sym­bo­li­schen Prei­sen pri­va­ten Betrei­bern fak­tisch geschenkt haben. Die­se wol­len mit dem Betrieb der Gesund­heits­ein­rich­tun­gen aber bekannt­lich zu aller­erst Gewin­ne machen und haben damit  ganz ande­re Zie­le als eine am medi­zi­ni­schen Bedarf der Bür­ger aus­ge­rich­te­te Versorgung.

Soll­te es auch in Ost­fries­land soweit kom­men, daß die kom­mu­na­len Trä­ger (frei­wil­lig oder mit sanf­tem Druck des Lan­des – auch dafür gibt es Bei­spie­le) ihre Kran­ken­häu­ser an einen pri­va­ten oder einen frei­ge­mein­nüt­zi­gen Trä­ger ver­kau­fen, dann wären selbst­ver­ständ­lich die „Let­ters of Intent“ Maku­la­tur, in denen den (nach der Auf­lö­sung der alten Kran­ken­häu­ser noch übri­gen) Beschäf­tig­ten tarif­li­che Zusa­gen sowie Arbeits­platz­si­cher­heit bis in die 30er Jah­re ver­spro­chen wurden.

** Sei­ne Bekennt­nis­se zur Zen­tral­kli­nik stel­len dage­gen den durch­schau­ba­ren Ver­such einer wahl­tak­ti­schen Ein­fluß­nah­me auf die Emder Bür­ger dar. Weder einer Minis­te­rin noch ihrem Staats­se­kre­tär, selbst nicht dem Lan­de­va­ter steht es von Amts wegen zu, sich die sach­lich irre­füh­ren­den Droh­ku­lis­sen („kein Geld für ein­zel­ne Häu­ser in Zukunft“) und Schön­fär­be­rei­en („Zen­tral­kli­nik ist Chan­ce für ganz neue Abtei­lun­gen“) der hie­si­gen Poli­tik zu eigen zu machen. Tun sie es den­noch, so zeigt das in ers­ter Linie die ver­zwei­fel­te Lage der Lokal­po­li­ti­ker, die von der eige­nen Glaub­wür­dig­keit offen­bar selbst nicht über­zeugt sind und nach dem „gro­ßen Bru­der (bzw. der gro­ßen Schwes­ter) “ rufen

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