Medizin zwischen Patientenwohl und Ökonomisierung

Steht der Pati­ent tat­säch­lich mit sei­nen gesund­heit­li­chen Inter­es­sen im Mit­tel­punkt, wenn er ins Kran­ken­haus auf­ge­nom­men, dort behan­delt und wie­der ent­las­sen wird? Ist der zu beob­ach­ten­de fort­wäh­ren­de Anstieg der Fall­zah­len und der Kom­ple­xi­täts­gra­de der Erkran­kun­gen aus­schließ­lich auf medi­zi­ni­schen Bedarf zurück­zu­füh­ren? Ent­spricht die Aus­rich­tung der Kli­ni­ken den gesund­heit­li­chen Bedürf­nis­sen der Bevöl­ke­rung? Oder sind die­se Ent­wick­lun­gen Aus­druck eines “Öko­no­mi­sie­rungs­pro­zes­ses”, der medi­zi­ni­sche Indi­ka­tio­nen zuneh­mend mit wirt­schaft­li­chen Inter­es­sen ver­mengt? Ver­än­dern die Finan­zie­rungs- und Steue­rungs­kon­zep­te des Gesund­heits­sys­tems auch die Inhal­te und den Cha­rak­ter der Medi­zin und der Krankenhäuser? 

In ihrer 2018 ver­öf­fent­lich­ten Stu­die “Medi­zin zwi­schen Pati­en­ten­wohl und Öko­no­mi­sie­rung — Kran­ken­haus­ärz­te und Geschäfts­füh­rer im Inter­view” haben Karl-Heinz Weh­kamp und Heinz Naeg­ler  — der eine Arzt, der ande­re Öko­nom —  Ärz­te und Geschäfts­füh­rer deut­scher Kran­ken­häu­ser dazu befragt, ob medi­zi­ni­sche Ent­schei­dun­gen durch ande­re Inter­es­sen als die der Pati­en­ten beein­flusst wer­den — und wenn ja, war­um die­ses so ist.

Die vor­ge­leg­ten Ergeb­nis­se der qua­li­ta­ti­ven Stu­die zei­gen die Dilem­ma­ta auf, denen Geschäfts­füh­rer und Ärz­te aus­ge­setzt sind, wenn sie zur Siche­rung der wirt­schaft­li­chen Exis­tenz der Kli­ni­ken Gewin­ne erzie­len müs­sen. Wenn das Pati­en­ten­wohl kon­se­quent als Maß­stab pati­en­ten­be­zo­ge­ner und unter­neh­me­ri­scher Ent­schei­dun­gen berück­sich­tigt wür­de, wäre die Zahl der in die sta­tio­nä­re Behand­lung auf­ge­nom­me­nen Pati­en­ten gerin­ger, die Behand­lungs­pro­zes­se könn­ten sorg­sa­mer, zuwar­tend und weni­ger aggres­siv ver­lau­fen. Der Arbeits­platz Kran­ken­haus wäre attrak­ti­ver und gesün­der und das Pro­blem des Fach­kräf­te­man­gels wäre eben­falls gerin­ger. Vor­aus­ge­setzt frei­lich, dass genü­gend Fach­per­so­nal vor­han­den wäre und der Druck der Kran­ken­häu­ser, Gewin­ne zu ihrer Zukunfts­si­che­rung zu machen, ver­min­dert würde.

Eine zusam­men­fas­sen­de Dar­stel­lung der Ergeb­nis­se der Stu­die hat Prof. Dr. Weh­kamp im März den Teil­neh­mern der  Deut­schen Gesell­schaft für Chir­ur­gie in Mün­chen vor­ge­stellt. Wir doku­men­tie­ren den Foli­en­satz hier :

Weh­kamp : Medi­zin zwi­schen Pati­en­ten­wohl und Ökonomisierung 

 

 

 

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