Die ersatzlose Streichung von medizinischen Leistungen am Standort der UEK Norden geht weiter: Zum 1.1.2024 wird nun auch die kardiologische Ambulanz geschlossen. Mit der Klinikschließung war bereits die Abteilung für Innere Medizin mit der Kardiologie aufgelöst worden. Im Zuge der angekündigten „Umwandlung“ der Norder UEK in ein „Regionales Gesundheitszentrum“ war stattdessen eine kardiologische Ambulanz ausgewiesen worden. Sie wurde vom bisherigen Chefarzt, Prof. Dr. Stefan Peters, geführt und bislang als ein verbleibender Baustein des „Regionalen Gesundheitszentrums“ beworben. Nun hat die Trägergesellschaft den Vertrag mit Dr. Peters zum Jahresende beendet. Die kardiologische Ambulanz in Norden wird es schon ab 1.1.24 nicht mehr geben, sodaß Kardio-PatientInnen in Norden als letztes ambulantes Angebot die Praxis Akkad im MVZ bleibt, die bereits seit langer Zeit völlig überlastet ist. Monatelange Wartezeiten für einen Termin sind hier ohnehin bereits die Regel. Einen Ersatz für das wegfallende Angebot gibt es nicht. Ein Blick auf die Hintergründe macht deutlich, weshalb damit auch in Zukunft nicht mehr zu rechnen ist.
Kardio-PatientInnen in Norden „lost in Transformation“? Die Tücken der „Ambulantisierung“
Die Trägergesellschaft wirbt seit Mai 2023 damit, daß der an der Auricher UEK praktizierende Kardiologe M. Khalaf eine kardiologische Ambulanz in Norden als sog. Ermächtigungspraxis anbietet. Dieses Angebot wurde allerdings faktisch bis heute nicht umgesetzt. Zur Eröffnung eine solche Praxis innerhalb des Versorgungsbereichs der kassenärztlichen Vereinigung war die erforderliche Zustimmung der KV eingeholt worden. Dagegen hat jedoch ein Kardiologe aus Aurich Veto eingelegt. Laut KV wurde dies mit einer „Überschreitung der Versorgungsquote“ für den Bereich begründet. Einmal abgesehen davon, daß im Angesicht der bekannten Wartezeiten auf Termine in den Ambulanzen die Sorge vor einer „Überversorgung“ grotesk erscheint (und einmal mehr die Frage nach der Angemessenheit der Schlüsselzahlen der KV an den realen Bedarf der PatientInnen aufwirft) : Eine befriedigende ambulante Versorgung der Kardio-Patienten in Norden ist nicht mehr absehbar. Denn die Zustimmung der KV zu solchen „Ermächtigungspraxen“ ist an weitergehende Anforderungen gebunden: So verlangt die KV von Kliniken, denen sie das Abstellen von Kardiologen für ambulante Leistungen im „RGZ“ erlaubt, das Vorhandensein einer internistischen oder kardiologischen Fachabteilung. Die gibt es in Norden jedoch nicht mehr — auch wenn die Trägergesellschaft die ärztlichen Leistungen in der zukünftigen Pflegestation mit Phantasie als „auch kardiologisch“ ausmalt. Mit dem Ausscheiden von Prof. Peters, bei dessen Ermächtigung noch eine solche Abteilung vorhanden war, sind die Norder Kardio-PatientInnen jetzt quasi „lost in Tranformation“: Die Strukturen des RGZ bieten nicht die Voraussetzungen für eine neue Ambulanz.
Den Äußerungen der Trägergesellschaft ist zu entnehmen, daß sie sich mit dem Ende der UEK nicht länger in der Verantwortung zur Sicherstellung medizinischer Leistungen am ehemaligen KH-Standort in Norden sieht: Mit der „Transformation“ der UEK in eine ambulant-stationäre Einrichtung (eben das RGZ) , so hat es GF Balster auch früher schon unterstrichen, ändert sich das Spektrum und die Art der im ehemaligen KH erbrachten ärztlichen Leistungen gravierend: es werden hier nur noch Unterstützungsleistungen für den Ambulanten Bereich erbracht. Das ist nicht nur, wie jeder weiß, eine deutliche Einschränkung des medizinischen Spektrums: statt eines klinischen Angebots eben Arztpraxen. Das Ersetzen eines Krankenhauses durch ambulante Medizin bedeutet auch, daß über die Einrichtung und Ausgestaltung von Angeboten nun die Kassenärztliche Vereinigung gemäß ihren Statuten und Versorgungsschlüsseln entscheidet. Wenn die KV sich nicht zum Erfüllungsgehilfen der Klinikschließung macht, bleiben Patienten eben unversorgt.
RGZ : Wozu eine „neue Versorgungsform“, bei der für PatientInnen am Ende nichts übrigbleibt?
„RGZ“ einfach mal als probate „Ersatzlösung“ für zur Schließung freigegebene Kliniken einzuführen, so wie es in ganz NDS vom Sozialministerium forciert wird, ohne sich um die Voraussetzungen und Auswirkungen auf den Ambulanten Sektor zu kümmern, führt zwangsläufig zu solchen völlig inakzeptablen Konsequenzen für die PatientInnen, nicht nur in Norden. Die sitzen jetzt zwischen allen Stühlen. Ihnen wird kein „passgenaues Versorgungsangebot vor Ort“ gemacht, wie es schönfärberisch in den Werbeflyern des Sozialministeriums und des Landkreises heißt. Das Gegenteil trifft zu: Ihnen wird einfach ein bedarfsnotwendiges Angebot ersatzlos weggenommen, während sich die Trägergesellschaft durch die Vertragsbeendigung mit ihrem ehemaligen Kardio-Chefarzt einer Kostenstelle „entledigt“ (Beifall im Kreistag) und den schwarzen Peter an die KV weitergibt.